Erschienen in:
01.07.2015 | Leitthema
Essstörungen bei Diabetes mellitus
verfasst von:
Dr. C.-M. Geisbüsch, K. Bühren
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 7/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Essstörungen bei Diabetes mellitus (Dm) im Kindes- und Jugendalter kommen bei bis zu 10 % der Patienten von Inanspruchnahmepopulationen vor und bleiben häufig lange unerkannt. Sie sind mit einer Vielzahl von Komplikationen sowohl für die Grunderkrankung als auch für die Essstörung verbunden. Entsprechend der im Kindes- und Jugendalter überwiegenden Anzahl von Patienten mit Dm Typ 1 beziehen sich die meisten Untersuchungen bei Essstörungen auf diese Diabetesform.
Ziel der Arbeit
Der vorliegende Beitrag bietet einen Überblick über Prävalenz und Verlauf von Essstörungen bei gleichzeitig bestehendem Dm. Symptomatik, mögliche somatische Komplikationen und psychosomatische Therapieoptionen werden dargestellt.
Material und Methoden
Hierzu wurden Übersichts- und Originalarbeiten ausgewertet sowie ihre Ergebnisse diskutiert. Praktische Beispiele aus der Klinik runden die Darstellung ab.
Ergebnisse
Laut Angaben in klinischen Studien sind Essstörungen sowie gestörtes Essverhalten bei Kindern und Jugendlichen mit Dm Typ 1 deutlich häufiger zu finden als in der Normalbevölkerung. Die Prävalenz von diagnostizierten Essstörungen in Diabetesregistern ist dagegen wesentlich geringer. Im Rahmen der Essstörung stellt die Insulinmanipulation in Form von Auslassen oder Reduzieren der Insulingaben eine häufige Maßnahme zur Gewichtsregulation dar. Neben essstörungsspezifischen Kognitionen wie Gewichtsphobie und Körperschemastörung sind schwankende Blutzuckerwerte bei schlechter Stoffwechseleinstellung weitere Symptome. Komplikationen sind u. a. das vermehrte Auftreten von Ketoacidosen und diabetischer Retinopathie.
Schlussfolgerung
Aufgrund relevanter Auswirkungen auf die Stoffwechseleinstellung und z. T. schwerer somatischer Komplikationen bei Dm Typ 1 in Kombination mit gestörtem Essverhalten oder Essstörung sind die frühzeitige Diagnose und Therapie von Essstörungen in dieser Patientengruppe von besonderer Bedeutung.