Erschienen in:
26.02.2021 | Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankung | Info Pharm
Komplement-Forum
Evolution der C5-Komplement-Inhibition
verfasst von:
Dr. med. Yuri Sankawa
Erschienen in:
InFo Neurologie + Psychiatrie
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Ausgabe 2/2021
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Auszug
Das Komplement-Forum bietet eine seit zehn Jahren etablierte Fortbildungsreihe, die über aktuelle Entwicklungen zu systemischen komplementvermittelten Erkrankungen informiert und in diesem Jahr virtuell Gelegenheit zum fachübergreifenden Diskurs bot. Das Komplementsystem ist Teil des Immunsystems und repräsentiert die hauptlösliche Komponente der angeborenen Abwehr, erinnerte PD Dr. Christoph Schmidt, Institut für Naturheilkunde und Klinische Pharmakologie, Universitätsklinikum Ulm. Neben der Infektabwehr fällt auch der Abbau von autoantigenem Material und Zelldebris in seinen Aufgabenbereich. Gerät die Komplementkaskade durch gestörte Regulierung oder Aktivierung außer Kontrolle, können sich schwere komplementvermittelte Erkrankungen entwickeln. Dabei spiele die Aktivierung des terminalen Abschnitts eine besondere Rolle, da er über das höchste inflammatorische Potenzial verfüge, betonte Schmidt. Als First-in-Class-C5-Komplement-Inhibitor hat Eculizumab (Soliris®) zeigen können, dass die Hemmung der unkontrollierten terminalen Komplementaktivierung - zunächst bei Patienten mit paroxysmaler nächtlicher Hämoglobinurie (PNH) - auch klinisch in einer Blockade der komplementvermittelten intravaskulären Hämolyse resultiert. Heute ist der erste zugelassene Komplementinhibitor Therapiestandard bei behandlungsbedürftiger PNH oder atypischem hämolytisch-urämischen Syndrom (aHUS) [Fachinformation Soliris® 300 mg; Stand: Mai 2020]. Überdies steht seit 2019 mit Ravulizumab erstmals ein langwirksamer C5-Komplement-Inhibitor zur Verfügung (siehe Kasten). Eine deregulierte Komplementaktivität ist auch für immunvermittelte neuromuskuläre Erkrankungen wie NMOSD (Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen) pathogenetisch relevant. NMOSD sind durch schubförmige Verläufe gekennzeichnet, die in wenigen Jahren bei einem Großteil der Patienten zu Erblindung auf mindestens einem Auge und dauerhaften motorischen Störungen führen können, so Prof. Dr. Orhan Aktas, Oberarzt an der Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Düsseldorf [Jiao Y et al. Neurology 2013, 81:1197-204]. Seit Herbst 2019 bietet Eculizumab die erste zugelassene pharmakologische Therapieoption für Patienten mit NMOSD, die positiv für AQP4-Antikörper getestet sind und einen schubförmigen Krankheitsverlauf zeigen [Fachinformation Soliris® 300 mg; Stand: Mai 2020]. In der zulassungsrelevanten Phase-III-Studie PREVENT blieben 98 % der mit Eculizumab-behandelten Patienten (Begleittherapie erlaubt) bis Woche 48 schubfrei versus 63 % mit Placebo [Pittock SJ et al. N Engl J Med 2019;381:614-25]. …