Erschienen in:
21.06.2023 | Fetale und neonatale Infektionen | Leitthema
Neonatale Infektionen
Auswirkungen auf das Neugeborene und wie diese vermieden werden können
verfasst von:
PD Dr. S. Pirr, D. Viemann
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 8/2023
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Zusammenfassung
Die neonatale Sepsis stellt weiterhin weltweit eine der häufigsten Todesursachen in der Neonatalperiode dar. Neben einer hohen Mortalität sind betroffene Kinder durch kurz- und langfristige Morbiditäten gefährdet. Die Inflammation im Rahmen der Infektion kann zur Schädigung verschiedener Organsysteme mit entsprechenden Folgeerkrankungen führen. Hierbei ist v. a. die Dauer der Inflammationsreaktion entscheidend. Zudem modifiziert die bei Sepsis notwendige antibiotische Therapie die postnatale Entwicklung des Mikrobioms der Kinder, was die Immunentwicklung nachhaltig stören kann. Folge sind erhöhte Risiken für erneute Infektionen oder immunvermittelte nichtübertragbare Erkrankungen wie Asthma, Allergien, Diabetes und Autoimmunerkrankungen. Zu den etablierten Präventionsstrategien gehören der frühzeitige Nahrungsaufbau mit Muttermilch, die Vermeidung invasiver Katheter und Prozeduren, strikte Hygienekonzepte, einschließlich Kolonisationsüberwachung und Kohortierungsmaßnahmen auf der neonatologischen Intensivstation, sowie Antibiotic-Stewardship-Programme zur Vermeidung unnötiger antibiotischer Therapien. Neue Konzepte wie die Nahrungssupplementierung mit S100-Alarminen und Probiotika oder der Einsatz monoklonaler Antikörper und die mütterliche Immunisierung gegen sepsisverursachende Keime werden aktuell in Studien auf ihren sepsisprotektiven Effekt bei Früh- und Neugeborenen untersucht.