Fleischallergie, atypischer Pemphigus & strahleninduzierte Tumoren

Krankheiten gibt es viele ‒ und immer wieder kommen neue hinzu. Auf der Münchner Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie stellte Prof. Martin Röcken, Ärztlicher Direktor der Universitäts-Hautklinik Tübingen, neue Formen von Hauterkrankungen vor. Mehr zum Kongress „Dermatologische Fortbildungswoche“. Soforttypallergie gegenüber rotem Fleisch und Innereien Seit 2007 sind Typ-I-Reaktionen gegen den Zucker Galactose-1,3-alpha-Galactose (alpha-GAL) nach Genuss von rotem Fleisch und Innereien dokumentiert. Patienten, die beim Prick-Test mit herkömmlichen Fleischextrakten zumeist eine negative oder sehr schwache Reaktion aufweisen, entwickeln innerhalb von Stunden eine schwere Urtikariasymptomatik bis hin zur Anaphylaxie. „Bei einer klassischen Nahrungsmittelallergie treten die Symptome in der Regel innerhalb von Sekunden und Minuten nach Genuss des entsprechenden Nahrungsmittels durch Degranulation der Mastzellen auf“, so Röcken. „Im Gegensatz dazu vergehen bei der Fleischallergie bis zum Symptomauftritt drei bis acht Stunden.“ Warum es bei Positivität von Anti-α-Gal-IgE nach Aufnahme von Fleisch zu dieser verzögerten Symptomentwicklung kommt, ist bislang nicht geklärt, sie gilt jedoch als charakteristisch für das Krankheitsbild. „Eine Sensibilisierung erfolgt wahrscheinlich durch Zeckenbiss“, ergänzte Röcken. Bei entsprechenden Patienten wurde eine 20-fache Erhöhung von Anti-α-Gal-IgE nach Zeckenstichen beobachtet [1]. Pemphigus vulgaris Pemphigus vulgaris tritt initial an der Mundschleimhaut auf und greift später generalisiert auf die Haut über. Charakteristisch sind Blasenbildungen. Bei der Erkrankung werden Autoantikörper gebildet, die sich gegen desmosomale Adhäsionsproteine der Haut richten, Desmoglein 1 und 3. Die genaue Ursache für die Ausbildung der Autoantikörper ist noch nicht geklärt. Die Diagnose erfolgt über den Antikörpernachweis in Haut, Schleimhaut und Blut (Desmoglein-ELISA) sowie mittels Immunofluoreszenztest (IFT). Die Therapie beinhaltet Kortisonpräparate und Immunsuppressiva, in schweren Fällen Immunglobuline, den Antikörper Rituximab sowie Immunadsorption. „Eine neue Entwicklung ist ein atypischer Pemphigus vulgaris, bei dem keine Autoantikörper gegen Desmoglein 1 und 3 nachweisbar sind“, so Röcken, „als Autoantigene können stattdessen die Hautproteine Desmocollin 1‒3 im Serum detektiert werden.“ Ein Desmocollin-ELISA steht seit einiger Zeit zur Verfügung. Angiosarkome nach Strahlentherapie bei Mammakarzinom Angiosarkome der Brust sind sehr seltene bösartige Tumore endothelialen Ursprungs. Neben dieser primären Form können sekundäre Formen durch postoperative Radiatio bei brusterhaltender Chirurgie auftreten. „Strahleninduzierte Angiosarkome treten meist an der Unterseite der Mamma oder in der Axilla auf, sie sind solitär oder multifokal und man sieht sonst kein Lymphödem“, so Röcken. „Sie brauchen etwa sechs bis zehn Jahre für ihre Entwicklung, beginnend als benigne Hyperplasie der Endothelien oder lymphatischen Organe über atypische vaskuläre Läsionen bis hin zum Angiosarkom.“ Nach derzeitigem Kenntnisstand bleiben etwa 90 % der Hyperplasien über Jahre benigne, 10 % gehen in ein Angiosarkom über. Eine frühzeitige Diagnosestellung im Rahmen der Nachbeobachtung sei in jedem Fall sehr wichtig, „die Therapie sollte als In-toto-Exzision, jedoch brusterhaltend erfolgen.“ Literatur [1] Commins SP et al. The relevance of tick bites to the production of IgE antibodies to the mammalian oligosaccharide galactose-α-1,3-galactose. J Allergy Clin Immunol 2011, 127: 1286–93.e6

Springer Medizin

Fleischallergie, atypischer Pemphigus & strahleninduzierte Tumoren

Weiterführende Themen

Neu im Fachgebiet Onkologie

Adjuvante Immuntherapie verlängert Leben bei RCC

Alectinib verbessert krankheitsfreies Überleben bei ALK-positivem NSCLC

Bei Senioren mit Prostatakarzinom auf Anämie achten!

ICI-Therapie in der Schwangerschaft wird gut toleriert

Update Onkologie