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Erschienen in: Monatsschrift Kinderheilkunde 7/2008

01.07.2008 | Leitthema

Frühe Hilfen zur Prävention von Kindesmisshandlung und -vernachlässigung

Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen im Rahmen des Aktionsprogramms des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

verfasst von: M. Paul, J. Backes

Erschienen in: Monatsschrift Kinderheilkunde | Ausgabe 7/2008

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Zusammenfassung

Die regierungsbildenden Parteien haben im Jahr 2005 im Koalitionsvertrag ein Projekt „Frühe Förderung für gefährdete Kinder – Prävention durch Frühförderung“ vereinbart und folgende Ziele definiert:
„eine Verbesserung des Kinderschutzes durch Aufbau von Frühwarnsystemen und frühen Hilfen,
eine Verzahnung gesundheitsbezogener Leistungen und Jugendhilfeleistungen sowie zivilgesellschaftlichem Engagement,
eine Verstärkung des Schutzauftrags des Staates,
eine Stärkung der Erziehungsverantwortung der Eltern“.
Im August 2006 hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend das Aktionsprogramm „Frühe Hilfen für Eltern und Kinder und soziale Frühwarnsysteme“ auf den Weg gebracht. Im Rahmen dieses Programms wurde 2007 das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) mit folgenden Aufgaben eingerichtet:
Erstellung einer Wissensplattform,
Wissenstransfer in die Praxis und
Öffentlichkeitsarbeit zur Etablierung Früher Hilfen.
Zu den wesentlichen Aufgaben des NZFH gehört auch die Koordination und Förderung der wissenschaftlichen Begleitforschung von Modellprojekten zu frühen Hilfen in den Ländern.
Fußnoten
1
Eine Zusammenstellung von Daten ist auf der Homepage des NZFH unter www.fruehehilfen.de zu finden.
 
2
Vgl. JMK-Beschluss vom 12./13.05.2005 „Kinder und Gesundheit – Gesundheitsförderung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe“; JMK-Beschluss vom 18./19.05.2006 und GMK-Beschluss vom 29./30.06.2006 „Kinder und Gesundheit“; JMK-Beschluss vom 18./19.05.2006 „Familien stärken – Kinder schützen“; JMK-Beschluss vom 24.11.2006 „Kinderschutz stärken, Familien fördern“; JFMK-Beschluss vom 31.5./01.06.2007 „Qualitätsmerkmale und Rahmendbedingungen eines wirksamen Kinderschutzes in Deutschland“
 
3
Die Verwendung des Begriffs „Risiko“ kann zu einer Stigmatisierung von Eltern und Familiensystemen führen. Es geht in erster Linie nicht darum, bei Familien ein potenzielles Risiko hinsichtlich der Vernachlässigung und Misshandlung der Kinder festzustellen, sondern vielmehr darum, Belastungsgrade und Unterstützungsnotwendigkeiten zu eruieren. Deshalb wird eher von „hochbelasteten“ Eltern und Familien bzw. belastenden Lebenslagen gesprochen.
 
4
Zwar hat sich in der Fachdiskussion zwischenzeitlich der Begriff „Soziale Frühwarnsysteme“ etabliert, doch ist die Bezeichnung „Frühwarnsysteme“ umstritten, weil sie aus dem Bereich der Warnung vor Katastrophen (z. B. Tsunami) entlehnt ist. Zu überdenken ist daher, ob der Begriff „Netzwerk früher Hilfen“ für die Arbeit mit belasteten Familien angemessener ist.
 
Literatur
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Zurück zum Zitat Hensen G (2005) Soziale Frühwarnsysteme in NRW – Frühe Hilfen für Familien durch verbindliche Formen der Kooperation. IKK-Nachrichten (1–2): 5–9 Hensen G (2005) Soziale Frühwarnsysteme in NRW – Frühe Hilfen für Familien durch verbindliche Formen der Kooperation. IKK-Nachrichten (1–2): 5–9
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Metadaten
Titel
Frühe Hilfen zur Prävention von Kindesmisshandlung und -vernachlässigung
Das Nationale Zentrum Frühe Hilfen im Rahmen des Aktionsprogramms des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
verfasst von
M. Paul
J. Backes
Publikationsdatum
01.07.2008
Verlag
Springer-Verlag
Erschienen in
Monatsschrift Kinderheilkunde / Ausgabe 7/2008
Print ISSN: 0026-9298
Elektronische ISSN: 1433-0474
DOI
https://doi.org/10.1007/s00112-008-1784-x

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