Können medizinische Leitlinien die Patientenversorgung verbessern?

Auszug

Medizinische Leitlinien sind systematisch erstellte Feststellungen, die die Entscheidungen der Ärzte in der täglichen Praxis unterstützen sollen. In der westlichen Medizin stehen sie im Zentrum des ärztlichen Handels. Gleichwohl sie keine Richtlinien darstellen, ist ein Abweichen insbesondere von qualitativ hochwertigen Leitlinien im ärztlichen Handeln zu begründen. Nach dem System der AWMF gibt es unterschiedliche Qualitäten, von der S1- (von einer Expertengruppe erarbeitet) bis zur S3-Leitlinie (systematische Evidenzrecherche und Konsensbildung mit systematischer Analyse und Bewertung der klinischen Relevanz von Studien), wobei letztere die höchste Qualitätsstufe besitzt. In Deutschland werden die meisten Leitlinien von den medizinischen Fachgesellschaften und deren Experten erarbeitet. Die getroffenen Aussagen werden mit Evidenzen belegt, wobei der höchste Evidenz- und Empfehlungsgradgrad sich auf Metaanalysen gut durchgeführter Studien und randomisierter, kontrollierter Doppelblindstudien bezieht. Im Vergleich zu vielen anderen Fachgesellschaften weist das Programm der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) die höchste Leitlinienzahl auf, viele davon auch als S3. Die konsequente Umsetzung von Leitlinien im klinischen Alltag ist wünschenswert, gestaltet sich aber schwierig, da Ärzte in Deutschland nicht verpflichtet werden können, sie im Alltag umzusetzen. Es gibt auch keine validen Erhebungen, die den Umsetzungsgrad erfassen. Es besteht lediglich die Möglichkeit, durch Fort- und Weiterbildung das Wissen über Leitlinien zu vermitteln. Auch prägnante Zusammenfassungen in den verschiedenen Medien können helfen, die Anwendungshäufigkeit von Leitlinien im Alltag zu erhöhen. Im Gegensatz zum deutschen gibt es in einem staatlich organisierten Gesundheitssystem klare Vorgaben für die Anwendung von Leitlinien. Inwieweit die Versorgungsqualität in der Bevölkerung dadurch aber gesteigert werden kann, ist unklar, da noch viele andere Faktoren für die Versorgungsqualität eine Rolle spielen können.

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