Erschienen in:
28.06.2019 | Dysphagie | Leitthema
Ernährungsprobleme und Unterernährung bei schwer neurologisch beeinträchtigten Kindern und Jugendlichen
verfasst von:
Dr. M. Claßen, PD Dr. A. Schmidt-Choudhury
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 8/2019
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Zusammenfassung
Kinder und Jugendliche mit neurologischen Handicaps sind in besonderem Ausmaß von Ernährungsschwierigkeiten betroffen. Dies belastet die Betreuungspersonen, verschlechtert die Lebensqualität und beinhaltet ein relevantes Risiko von Sekundärkomplikationen. Pathogenetisch spielen gastrointestinale Komorbiditäten (oropharyngeale Dysphagie, gastroösophageale Refluxkrankheit [GÖRK], Obstipation) eine wesentliche Rolle.
Die Ernährungssituation muss regelmäßig erfragt und dokumentiert werden; zusätzlich sollen anthropometrische Daten erfasst werden. Dabei sind einfache Bestimmungen von Körperlänge und -gewicht nicht zuverlässig. Segmentlängenmessungen und Bestimmungen von Hautfaltendicke und Armumfang spiegeln den Ernährungszustand besser wider.
Bei Kindern mit erkennbaren Mangelsituationen oder Warnzeichen für eine Mangelernährung können verschiedene Interventionen zur Verbesserung der Situation führen. Die Art der Intervention ist von den gastroenterologischen Komorbiditäten abhängig. In vielen Fällen ist eine Sondenernährung notwendig und sinnvoll. Sie verbessert den Ernährungszustand der Kinder und vermindert die Belastung der Betreuungspersonen. Bei schwerer GÖRK muss die Sondenernährung teilweise mit einer Fundoplicatio oder der Anlage einer jejunalen Sonde kombiniert werden.
In die Betreuung von Patienten mit solchen komplexen Problemen sollte deswegen neben der neurologischen und sozialmedizinischen regelmäßig eine ernährungsmedizinische und gastroenterologische Expertise eingebunden werden. Die Betroffenen bedürfen der umfassenden multidisziplinären Behandlung auch durch Ernährungsfachkräfte, Physio‑, Sprach‑, Ergotherapeuten und Psychologen, um langfristig optimale Voraussetzungen zur Entwicklung zu schaffen und unnötige Krankenhausaufenthalte zu vermeiden.