Erschienen in:
01.04.2014 | Übersichten
Gerinnungsmanagement in der Herzchirurgie
Aktuelle Strategien
verfasst von:
Prof. Dr. J.M. Albes, MBA
Erschienen in:
Zeitschrift für Herz-,Thorax- und Gefäßchirurgie
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Ausgabe 2/2014
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Zusammenfassung
Fragestellung
Demografischer Wandel und medizinischer Fortschritt haben eine Fülle komplexer kardiovaskulärer Behandlungsstrategien generiert. Besonders herausfordernd sind dabei der Umgang mit dualer Plättchenaggregationshemmung („platelet aggregation inhibition“, PI) sowie dem perioperativen Gerinnungs- und Blutproduktmanagement.
Ziel der Arbeit
Die gegenwärtigen Strategien werden auf dem Boden tatsächlich vorhandener Evidenz bewertet und praktische Handlungsvorschläge abgeleitet.
Material und Methoden
Die Literatur der letzten 10 Jahre zu den Themen: duale PI, „Point-of-care“-Gerinnungsmanagement („point-of-care testing“, POCT), intra- und postoperatives Management, Blut- und Blutprodukte, Sekundärprophylaxe, Implantation eines „left ventricular assist device“ (LVAD) und Extrakorporale-Membranoxygenierung(ECMO)-Unterstützung wurde mihilfe einer PubMed-Recherche gesichtet und der Evidenzgrad der gegenwärtig empfohlenen Therapieempfehlungen bestimmt.
Ergebnisse
Der Nutzen der dualen PI ist unbestritten, führt aber zu perioperativen Herausforderungen. Quantität sowie Qualität der Aggregationshemmung können mit POCT erfasst und für individuell optimierte Therapien genutzt werden. Eine anerkannte Behandlungsstrategie bei Patienten mit heparininduzierter Thrombozytopenie Typ II (HIT II) ist nach wie vor nicht vorhanden. Nur wenige medizin-technische Innovationen der extrakorporalen Zirkulation haben sich klinisch nachhaltig etabliert. Phenprocoumon bleibt nach Herzklappenersatz unerlässlich; für eine notwendige Unterbrechung existieren etablierte Substitutionsprotokolle. Sekundärprophylaxe nach Bypassoperation ist unverzichtbar. Bei der LVAD-Langzeit-Antikoagulationstherapie bestehen gute Ansätze hinsichtlich eines Gleichgewichts zwischen Blutungs- und Thromboembolierisiko.
Schlussfolgerung
Herzchirurgen tragen nach wie vor die Hauptverantwortung für die Behandlung. Kenntnisse der komplexen und sich häufig ändernden Problematik des Gerinnungsmanagements sind unerlässlich. Die Aktualisierung stellt aber aufgrund der enormen Diversität eine Herausforderung dar.