Praxis-Umsatz ist rückläufig

Ohne Privateinnahmen und runtergerechnet auf die Arbeitszeit angestellter Ärzte erzielten Praxisinhaber im Jahr 2013 gerade einmal einen Jahresüberschuss zwischen 82.100 und 89.500 Euro. Das ist eines der wenig erfreulichen Ergebnisse des Zi-Praxis-Panel 2014. Die ersten Ergebnisse aus dem Zi-Praxis-Panel (ZiPP) 2014 dürften kein Wasser auf die Mühlen der Kassen bei den aktuellen Honorarverhandlungen sein. Denn sie belegen einmal mehr, dass die Arbeit als niedergelassener Kassenarzt im Vergleich zur Anstellung in der Klinik wenig attraktiv ist: Ohne Privateinnahmen und runtergerechnet auf die Arbeitszeit angestellter Ärzte erzielten Praxisinhaber im Jahr 2013 nämlich gerade einmal einen Jahresüberschuss zwischen 82.100 und 89.500 Euro, so die vorläufige Hochrechnung des Zentralinstituts der kassenärztlichen Versorgung in Deutschland (Zi). Das ist insbesondere deshalb ein herber Rückschlag, weil das Zi noch im Juni – als der ZiPP-Jahresbericht 2013 mit den wirtschaftlichen Daten der Praxen aus den Jahren 2009 bis 2011 veröffentlicht wurde – erstmals einen kleinen Erfolg für die Tätigkeit als Vertragsarzt vermelden konnte: 2011 hatten die Praxisinhaber nämlich den Referenzwert für die reine GKV-Tätigkeit von 106.000 Euro endlich geknackt und einen Jahresüberschuss von im Schnitt rund 110000 Euro erzielt. Ärzte verharren im Dauerminus Selbst dies war noch keine gute Werbung für die Niederlassung, da der Referenzwert das Oberarztgehalt aus 2007 darstellt. Wie Zi-Geschäftsführer Dr. Dominik von Stillfried bereits im Juni erläuterte, müsste dieser Wert nach den Gehaltsanpassungen bei den Oberärzten der vergangenen Jahre mittlerweile bei mehr als 145.000 Euro liegen. Doch es lies hoffen. Zu schaffen machen den Praxen aber immer mehr die steigenden Betriebskosten. Auf durchschnittlich 142.000 Euro beliefen sich die Gesamtaufwendungen 2013 je Praxisinhaber. Von 2010 bis 2013 sind sie damit um 7,6 Prozent angestiegen (Gesamtaufwendungen 2010: 132.000 Euro). Der Kostenanstieg überschritt laut Zi „sichtbar die Entwicklung der Verbraucherpreise“, die im gleichen Zeitraum im Bundesdurchschnitt um 5,7 Prozent zugenommen hätten. Dabei hatten es die Praxen durchaus in den Jahren 2010 bis 2013 geschafft, ihre Gesamteinnahmen, um insgesamt 5,8 Prozent bzw. im Schnitt 15.700 Euro zu erhöhen. Wobei das größte Plus hier im Jahr 2012 mit 2,4 Prozent Mehreinnahmen erzielt wurde, 2013 belief sich das Plus nur noch auf 1,2 Prozent. Beim Jahresüberschuss – also dem Betrag der nach Abzug der Gesamtaufwendungen von den Einnahmen übrig bleibt – mussten die niedergelassenen Ärzte von 2010 bis 2013 real dann aber wieder ein Minus hinnehmen. Zwar nahm der Jahresüberschuss in diesem Zeitraum nominal, d.h. vor Abzug der Inflationsrate, um 4,1 Prozent zu, bereinigt um die Inflationsrate sank er jedoch um 1,5 Prozent. Unterschied zum Honorarbericht Interessant ist aber vor allem das verhältnismäßig hohe Plus in 2012: Hier zeige sich eine Abweichung zum Honorarbericht der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), so das Zi. Dort werde für das Jahr 2012 nämlich ein Rückgang der KV-Honorare je Arzt um 0,6 Prozent ausgewiesen, während die GKV-Einnahmen in den vorliegenden ZiPP-Analysen je Praxisinhaber wie gesagt um 2,4 Prozent gestiegen sind. Den Unterschied erklärt das Zi mit dem Rückgang der über die KVen abgerechneten Honorare aufgrund höherer selektivvertraglicher Honorare. Im ZiPP seien beide im GKV-Umsatz enthalten. Sorgen bereitet der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vor allem der anhaltende Investitionsstau in den Praxen. „Die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen müssen wirtschaftlich in der Lage sein, ihre Praxen zu modernisieren. Das ist erforderlich, um die gewohnt hochwertige Versorgung der Patienten dauerhaft zu sichern“, sagt KBV-Chef Dr. Andreas Gassen. Substanzerhalt gefährdet? Nach dem Zi-Bericht haben die Praxen angesichts der Stagnation der Überschüsse und dem immer wieder real erwirtschafteten Minus ihre Investitionstätigkeit merklich zurückgefahren. Das belegen die Werte der Abschreibungen und Aufwendungen für Leasing und Gerätemiete: Die Abschreibungsrate ist von 2010 bis 2013 um 13,5 Prozent gesunken – allein in 2012 nahm sie um 6,2 Prozent, in 2013 um nochmals 5,1 Prozent ab. Die Aufwendungen für Leasing und Mieten von Geräten sanken im selben Zeitraum um nahezu sechs Prozent. Gleichzeitig legten die Kosten für Wartung und Instandhaltung um 11,8 Prozent zu. „Es geht um den Substanzerhalt in der ambulanten Versorgung“, so Gassen, „Honorarverhandlungen nach Kassenlage sind absolut nicht das Gebot der Stunde.“ Zumal der GKV-Anteil für die wirtschaftliche Lage der Praxen immer wichtiger wird. Der Anteil der GKV-Einnahmen an den Gesamteinnahmen der Praxen legte von 73,3 Prozent in 2010 auf 74 Prozent in 2013 zu. Der Anteil der Privateinnahmen sank hingegen leicht von 20,9 Prozent in 2010 auf 20,4 Prozent in 2013. Größter Kostenblock in den 4678 Praxen, deren Daten in die aktuelle ZiPP-Auswertung eingeflossen sind, bleibt übrigens das Personal mit im Schnitt 71.100 Euro je Praxisinhaber in 2013. Die Personalkosten sind auch die Aufwendungen, die von 2010 bis 2013 mit plus 16,5 Prozent am stärksten gestiegen sind. Das Zi führt dies auf einen Preiseffekt zurück. In der Tat gab es zumindest bei den Medizinischen Fachangestellten in 2011 und 2013 Tariferhöhungen. In 2013 waren es ab September 4,5 Prozent mehr Gehalt. Dass es Gemeinschaftspraxen (GP) generell besser geht, bewahrheitet sich nach dem aktuellen ZiPP-Bericht nicht: Die Jahresüberschüsse je Praxisinhaber in der GP lagen 2013 mit durchschnittlich 168.300 Euro zwar rund 28 Prozent über denen der Einzelpraxen (131.900 Euro). Das schnellere Einnahmenwachstum (+7,7 Prozent) sei jedoch durch ein im gleichen Zeitraum deutlich stärkeres Wachstum der Ausgaben (+11,8 Prozent ) kompensiert worden. Das Zi-Praxis-Panel Seit 2010 erhebt das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) im Rahmen des Zi-Praxis-Panels (ZiPP) jährlich bei Vertragsärzten und -psychotherapeuten Daten zur Wirtschaftssituation (Kosten, Einnahmen und Jahresüberschuss). In den Bericht 2014 sind die Daten aus 4678 Praxen aus den Jahren 2010 bis 2013 eingeflossen. Es handelt sich aber noch um einen vorläufigen Bericht.

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