Erschienen in:
01.09.2008 | Originalien
Gewaltfantasien im Jugendalter
Ausdruck destruktiven Neides oder Zeichen einer Hoffnung?
verfasst von:
Prof. Dr. Michael Günter
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 5/2008
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Zusammenfassung
Gewalt und Aggression sind Grundprobleme menschlicher Existenz und die Spuren der Auseinandersetzung damit finden sich in jeglicher Kultur. Im Jugendalter sind aggressive Fantasien Bestandteil der normalen Entwicklung, können aber auch zu Gewalthandlungen Anlass geben. Die Arbeit diskutiert die Abwehrdynamik derartiger Gewalthandlungen bzw. Fixierungen an Gewaltfantasien, ihre Funktion für das psychische Gleichgewicht und ihre Konsequenzen für die kindliche Entwicklung anhand zweier Fallbeispiele, dem eines 17-Jährigen, der eine ältere Frau erstach, und dem eines 10-jährigen Jungen mit aggressiven Impulsdurchbrüchen. Melanie Kleins Konzept des angeborenen Neides und Donald Winnicotts Überlegungen zur antisozialen Tendenz werden einander gegenübergestellt und hinsichtlich Gemeinsamkeiten sowie Unterschieden untersucht. Beide Konzepte beschreiben die Bedeutung bösartiger innerer Objekte, die immer stärker aufgeladen und als Verfolger erlebt werden, sodass paranoiden Ängsten und Schuldgefühlen eine entscheidende Rolle in der Genese pathologischer Fixierungen dieser Qualität zukommt. Unterschiede sind vor allem im Hinblick auf anthropologische Grundannahmen über das Verhältnis von konstitutionellen und Umweltfaktoren sowie destruktiven und reparativen Tendenzen festzustellen. Konsequenzen für die therapeutische Technik werden abgeleitet.