Erschienen in:
24.05.2018 | Originalien
Gibt’s auch ’nen Frauenarzt für Männer?
Eine randomisiert kontrollierte Studie der ÄGGF-Präventionsveranstaltungen in Schulen als Brücke zur Jungensprechstunde beim Urologen
verfasst von:
H. Kramer, J. Lehmann, C. Klapp, C. Layer, A. Mais, P. Kriwy
Erschienen in:
Die Urologie
|
Ausgabe 10/2018
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Präventionsprogramme zur Gesundheitsbildung und -kommunikation für Jungen existieren in Deutschland kaum. Jungen wissen besonders bei Fragen oder Problemen im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit selten wann, wie und an wen sie sich wenden können.
Methodik
2014–2016 führte die Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung e. V. (ÄGGF) an 130 bayerischen Schulen ein bis dahin einzigartiges Projekt zur geschlechtssensiblen Gesundheitsförderung für Jungen durch. Im Jahr 2015 wurden 599 Schüler aus 15 Schulen befragt (6., 8./9. und 11. Klasse). Auf Schulebene wurden möglichst vergleichbare Schulen als Interventions- und Wartekontrollgruppe randomisiert. In der IV-Gruppe (358 TN) wurden im Paneldesign drei und in der WK-Gruppe (241 TN) zwei schriftliche Befragungen realisiert.
Ergebnisse
In allen Schultypen und Klassenstufen zeigt sich mit durchschnittlich 28 % Wissensverbesserung der IV-Gruppe versus WK-Gruppe ein höchst signifikanter Wissenszuwachs. Über 50 % halten sich vor der Intervention für sehr gut bis gut informiert, obwohl der objektiv vorhandene Wissensstand anderes zeigt (z. B. durchschnittlicher Anteil richtig beantworteter Fragen zur männlichen Anatomie/Physiologie 0,7 von 6). Die ärztliche Informationsstunde und die Tatsache, dass ÄrztInnen sie durchführen, wird mit 1,7 bzw. 1,6 (Notenskala 1–5) bewertet.
Diskussion
Jungen benötigen im Bereich der sexuellen Gesundheit dringend sachgerechte Wissensvermittlung und profitieren unabhängig vom Schultyp maßgeblich von dieser Intervention. Die gendersensiblen und sozialkompensatorischen ärztlichen Informationsstunden der ÄGGF sind hochakzeptiert und dienen als Brücke in die ärztliche Praxis. Eine bundesweite Etablierung der Maßnahme erscheint somit dringend geboten.