Schnellerer Infarktausschluss mit kombinierter Methode?

Bei Personen mit Verdacht auf Herzinfarkt einen solchen rasch auszuschließen, kann die Notaufnahmen entlasten. Ob eine kombinierte Strategie, die neben Troponin auch den präklinischen Spiegel des Biomarkers Copeptin berücksichtigt, dazu beiträgt, wurde jetzt untersucht. Grenzen der derzeitigen Infarktausschlusstrategien bei Menschen, die mit Thoraxschmerzen die Notaufnahme aufsuchen, sind das späte Freisetzen von kardialem Troponin und die häufige Notwendigkeit wiederholter Messungen. Eine Copeptinmessung vor Eintreffen in der Klinik kombiniert mit den Troponinwerten (hs-cTnT) bei der Aufnahme könnte den Ausschlussprozess beschleunigen, legt die AROMI- Studie (Accelerated Rule-Out of AMI using copeptin and high-sensitivity troponin trial) nahe. Copeptin ist ein unspezifischer Biomarker für endogenen Stress und steigt bei einem Myokardinfarkt bereits zu einem frühen Zeitpunkt an, zu dem die Troponinwerte noch normal sind. Ob die Copeptin- und hs-cTnT-Werte in Kombination zu kürzeren Klinikaufenthalten von Personen mit infarktverdächtigen Symptomen führen können, haben Forschende jetzt untersucht. Aufenthalt in der Klinik rund eine Stunde kürzer Dafür randomisierten Dr. Claus Pedersen vom Universitätsklinikum Aarhus und sein Team 4.351 Patienten und Patientinnen mit Verdacht auf Myokardinfarkt 1:1 – entweder wurde die kombinierte Strategie mit Copeptin oder die 0/3-Stunden-Methode, bei der die hs-cTnT-Werte bei der Aufnahme in die Klinik und drei Stunden später gemessen wurden, angewendet. Die Analyse ergab, dass in beiden Gruppen fast die Hälfte der Patientinnen und Patienten (47%) innerhalb von zwölf Stunden entlassen werden konnte. Allerdings war unter den Personen, bei denen ein Herzinfarkt ausgeschlossen wurde, die durchschnittliche Verweildauer im Krankenhaus in der Gruppe mit der kombinierten Strategie mit einem Unterschied von fast einer Stunde signifikant kürzer als in der Gruppe mit der 0/3-Stunden-Methode (6,9 vs. 7,8 Stunden). Ähnliches Sicherheitsprofil beider Methoden Während der 30-tägigen Nachbeobachtungszeit kam es bei 625 Patienten und Patientinnen (14,4 %) zu einem schweren kardiovaskulären Ereignis (MACE). Die 30-Tage-Raten für MACE waren mit 14,5% in der Troponin-Gruppe und 14,2% in der Interventionsgruppe so ähnlich, dass die kombinierte Methode das Kriterium für Nichtunterlegenheit erfüllte. In einer Subgruppe von Personen, die nach weniger als zwölf Stunden entlassen wurden, traten bei sechs Teilnehmenden in jedem Studienarm MACE in den 30 Tagen nach der Entlassung auf (0,6% vs. 0,6%). Unter diesen kam es bei keinem in der Interventionsgruppe und bei zwei Personen in der Kontrollgruppe zu einem Herzinfarkt in dieser Zeit. „Die Messung der beiden Biomarker verkürzte die Dauer der Klinikaufenthalte im Vergleich zur 0/3-Stunden-Methode, ohne die MACE-Rate innerhalb von 30 Tagen zu erhöhen“, fassen Pedersen et al. zusammen. Eine Einschränkung war, dass internationale Leitlinien zu Studienbeginn zwar zur 0/3-Stunden-Methode rieten, die ESC-Leitlinien dann aber aktualisiert wurden und stattdessen den 0/1-Stunden-Algorithmus empfahlen. In einer deshalb erfolgten Post-hoc-Analyse mit 1.585 Personen zeigten die kombinierte und die 0/1-Stunden-Methode eine ähnliche diagnostische Leistung. Das Wichtigste in Kürze Frage: Kann die Messung von Copeptin und Troponin (hs-cTnT) verglichen mit alleinigen Troponinmessungen Herzinfarkte schneller ausschließen? Antwort: Die Messung der beiden Biomarker zu verschiedenen Zeitpunkten kann Klinikaufenthalte von Personen mit Verdacht auf Herzinfarkt verkürzen. Bedeutung: Die kombinierte Methode verkürzt die Dauer der Klinikaufenthalte, ohne die 30-Tages-MACE-Rate zu erhöhen, der Zeitunterschied beträgt jedoch nur knapp eine Stunde. Einschränkung: Das kombinierte Verfahren wurde mit der 0/3-Stunden-Methode und nur in einer Post-hoc-Analyse mit dem 0/1-Stunden-Algorithmus verglichen.

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