Erschienen in:
01.05.2012 | Originalien
Hypothermie unter Olanzapin
Eine Fallserie mit Literaturübersicht
verfasst von:
P. Kreuzer, M. Landgrebe, M. Wittmann, G. Hajak, M. Schecklmann, T.B. Poeppl, B. Langguth
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 5/2012
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Zusammenfassung
Hintergrund
Hypothermien unter Antipsychotikabehandlung sind seit Jahrzehnten bekannt, finden jedoch im klinischen Alltag nur geringe Beachtung.
Material und Methoden
Die vorliegende Arbeit beschreibt eine Serie von 3 Fällen ausgeprägter Hypothermie nach Applikation von Olanzapin. Risikofaktoren und Pathomechanismen der neuroleptikainduzierten Hypothermie werden anhand der vorgestellten Fälle und einer Literaturübersicht zum Thema diskutiert.
Ergebnisse
Eine 51-jährige Frau mit katatoner Schizophrenie und Hypothyreose entwickelte bei kachektischem Ernährungszustand unter antipsychotischer Medikation mit 30 mg Olanzapin pro Tag eine Hypothermie von 30,0°C Körperkerntemperatur unter Komedikation mit Lorazepam und L-Thyroxin. Bei einer 48-jährigen Patientin mit ebenfalls katatoner Schizophrenie kam es nach Einmalgabe von 10 mg Olanzapin per os und 3 mg Lorazepam auf 3 Einzeldosen verteilt zu einer Hypothermie auf 31,0°C. Die dritte kasuistische Darstellung berichtet von einem 69-jährigen Patienten mit akuter schizophreniformer Störung, welcher nach Einmalgabe von 5 mg Olanzapin ohne weitere Komedikation eine Hypothermie von 33,0°C in Verbindung mit einem reversiblen AV-Block 3. Grades entwickelte.
Schlussfolgerung
Antipsychotika können bei individueller Disposition und in Kombination mit unabhängigen Risikofaktoren wie Umgebungstemperatur, somatischer Begleiterkrankung, endokrinologischen Störungen (z. B. Hypothyreose) oder organischer ZNS-Vorschädigung sowohl zu Hypo- als auch zu Hyperthermie führen. Ursächlich hierfür erscheint ein komplexes Zusammenspiel dopaminerger Regulationsmechanismen im ventralen Hypothalamus mit Veränderungen der Thermoregulation im Bereich der Vasomotorik von Hautgefäßen. Im klinischen Alltag sollte an die antipsychotikaassoziierte Hypothermie gedacht werden, da sie eine hochrelevante unerwünschte Arzneimittelwirkung mit potenziell lebensbedrohlichem Charakter darstellt.