Erschienen in:
27.03.2019 | Hypotonie | Originalien
Antihypotensiva bei Kaiserschnittentbindungen
Behandlung der arteriellen Hypotension mit Ephedrin, Phenylephrin und Akrinor® (Cafedrin/Theodrenalin) im Rahmen von Kaiserschnittentbindungen in Spinalanästhesie
verfasst von:
Daniel Chappell, Antonia Helf, Jan Gayer, Leopold Eberhart, Univ.-Prof. Dr. Peter Kranke
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 4/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die arterielle Hypotonie ist eine sehr häufige Komplikation bei Sectio caesarea in Spinalanästhesie. Eine schnelle Therapie dient einerseits dazu, das mütterliche Wohlbefinden zu gewährleisten, und andererseits, eine intrauterine Mangelversorgung des Kindes zu vermeiden.
Ziel der Arbeit
Ziel dieser Analyse war die Untersuchung der Effekte der in Deutschland gängigsten vasoaktiven Substanzen – Ephedrin (E), Phenylephrin (P) und Akrinor® (A, Cafedrin/Theodrenalin) – im Rahmen von Hypotonien bei Sectiones in Spinalanästhesie.
Methoden
Es erfolgte eine retrospektive Analyse von 772 Patienten (16 bis 50 Jahre) an einem Zentrum mit arterieller Hypotonie und Gabe einer vasoaktiven Substanz nach Spinalanästhesie zur Sectio caesarea (Juli 2012 bis April 2017). In 3 Beobachtungszeiträumen wurde der jeweilige Klinikstandard von E, P und A verwendet. Primäre Endpunkte waren die mütterliche Kreislaufalteration, der kindliche pH und Base excess (BE) sowie explorativ die resultierenden Blutdruckwerte. Der statistische Auswerteplan der Studie wurde im Deutschen Register für klinische Studien mit der DRKS-ID: DRKS00012520, prospektiv festgelegt und publiziert.
Ergebnisse
Der Ausgangsblutdruck vor Intervention war in allen 3 Gruppen vergleichbar. Es zeigten sich keine klinisch relevanten Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen. Für die Blutdruckwerte im Verlauf fand sich in Gruppe A sowohl der stärkste Blutdruckabfall vor Intervention als auch der stärkste Blutdruckanstieg nach Intervention. In Gruppe P musste häufiger auf ein weiteres Katecholamin zurückgegriffen werden als in den beiden anderen Gruppen (P: 13 Gaben; 3,7 %. E: 5 Gaben; 3,3 %. A: 0 Gaben; 0 %, p 0,007). Unterschiede zeigten sich beim BE (Mittelwerte E: −1,36, P: −2,03, A: −2,57, p 0,0001) und der Inzidenz behandlungsbedürftiger Bradykardien (E: 0,7 %, P: 5,4 %, A: 1,9 %, p = 0,007). Beim kindlichen arteriellen pH und Apgar-Score zeigte sich kein signifikanter Unterschied.
Schlussfolgerung
Insgesamt scheinen die Unterschiede der einzelnen vasoaktiven Substanzen geringer zu sein, als es basierend auf den Ergebnissen randomisierter klinischer Studien anzunehmen wäre. Inzidenz und Ausmaß von Bradykardien und neonatalen Azidosen waren geringer als oftmals beschrieben. Die festgestellten Unterschiede scheinen klinisch keine große Relevanz zu haben. Obwohl Akrinor weniger Boligaben brauchte und die potenteste Substanz zu sein scheint, weisen die vorliegenden Ergebnisse darauf hin, dass die Beurteilung der Auswirkungen vasoaktiver Substanzen nicht ohne Berücksichtigung der Begleitmaßnahmen erfolgen sollte.