Erschienen in:
18.12.2023 | Impfungen | Leitthema
Warum die Regeneration von immunologischer Toleranz durch Impfen schwierig ist
verfasst von:
Prof. Dr. rer. nat. Andreas Radbruch, Prof. Dr. rer. nat. Fritz Melchers
Erschienen in:
Zeitschrift für Rheumatologie
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Ausgabe 2/2024
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Zusammenfassung
Autoimmunität, auch die der chronisch entzündlichen rheumatischen Krankheiten, ist wohl der Preis, den wir für unser leistungsfähiges Immunsystem zahlen müssen. Es hat die Fähigkeit, Krankheitserreger und Tumorzellen präzise zu erkennen, sie effektiv zu bekämpfen, sich an ihre Veränderungen anzupassen und eine spezifische Immunität lebenslang zu erhalten. Durch „Impfen“ nutzen wir diese Eigenschaften aus, indem entweder schützende Antikörper übertragen werden (passive Impfung) oder mit abgeschwächten Krankheitserregern oder Bruchteilen davon eine spezifische, schützende Immunität induziert wird (aktive Impfung, Vakzinierung). Die Idee, durch „Impfen“ unerwünschte (Auto‑)Immunität und chronische Entzündungen zu dämpfen, ist für die Rheumatologie so neu nicht. Viele der Biologika sind Antikörper, die spezifisch die Mediatoren der Entzündung blockieren, im weitesten Sinne also einer passiven Impfung ähnlich sind. Die aktive Impfung mit Autoantigenen, mit der neuen mRNA(Messenger-Ribonukleinsäure)/Liposomen-Technologie zeigt in ersten experimentellen Tiermodellen, dass sie die Entstehung von chronisch entzündlichen Immunreaktionen gegen dieses Antigen verhindern kann, indem sie die physiologische Toleranz stärkt und das Immunsystem auf nichtentzündliche Immunreaktionen gegen das Antigen prägt. Von dem eigentlichen Ziel einer dauerhaften Unterdrückung etablierter, unerwünschter Immunreaktionen, und der Regeneration der immunologischen Toleranz sind wir jedoch noch weit entfernt.