02.04.2019 | Intoxikationen | Originalien
Analyse zu Risikofaktoren, Ätiologie und Behandlungsstandard der Lithiumintoxikation
verfasst von:
Dr. med. Robert Haußmann, Tobias Mudra, Cathrin Sauer, Simone von Bonin, Markus Donix, Michael Bauer, Ute Lewitzka
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 1/2020
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Zusammenfassung
Die Lithiumintoxikation ist bis heute und trotz flächendeckend vorhandener Möglichkeiten eines therapeutischen Drug-Monitorings weiterhin eine häufige, potenziell lebensbedrohliche, aber in der Mehrzahl der Fälle vermeidbare Komplikation der Lithiumtherapie, die weiterhin als Goldstandard in der Behandlung affektiver Störungen gilt. Die Notwendigkeit eines Therapiemonitorings und die potenzielle Toxizität von Lithium begründen die Skepsis vieler Behandler gegenüber dieser häufig hochwirksamen Therapie. Daher ist Lithium trotz seiner vielseitigen und einzigartigen Wirkeigenschaften in der Behandlung affektiv erkrankter Patienten unterrepräsentiert. Die vorgelegte retrospektive Analyse zu Risikofaktoren und zur Ätiologie von Lithiumintoxikationsfällen sowie zur Behandlung der Lithiumintoxikation identifizierte 58 Lithiumintoxikationsfälle, die zwischen 2010 und 2014 klinikintern behandelt wurden. 67,2 % der intoxikierten Patienten waren weiblich und in der Mehrzahl der Fälle lagen chronische Intoxikationen vor (66,1 %). Als relevantester patientenbezogener Risikofaktoren ließ sich ein insuffizientes Selbstmanagement ableiten, da 26 % der Intoxikationsfälle während fieberhafter Infekte oder einer Exsikkose auftraten. Die relevantesten behandlerbezogenen Risikofaktoren waren eine unzureichende Würdigung relevanter Arzneimittelinteraktionen, ein unzureichendes Therapiemonitoring nach Dosiserhöhung und fehlende Erfahrung bzw. fehlendes Wissen im Umgang mit der Lithiumtherapie. Die Arbeit soll einen Beitrag leisten, diese bedeutsamen Risikofaktoren und deren Häufigkeit darzustellen und somit, im Sinne einer Sensibilisierung der Behandler, Lithiumintoxikationen vorzubeugen. Ferner soll ein Abgleich zwischen aktueller Versorgungsrealität und gegenwärtiger Evidenz zur Behandlung der Lithiumintoxikation geschaffen werden.