Erschienen in:
01.02.2016 | Irreversibler Hirnfunktionsausfall | Leitthema
Irreversibilitätsnachweis der klinischen Ausfallssymptome des Gehirns
Elektroenzephalographie und evozierte Potenziale
verfasst von:
Prof. Dr. H. Buchner, A. Ferbert
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 2/2016
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Zusammenfassung
Grundsätzlich wird in der vierten Fortschreibung der Verfahrensregeln zur Feststellung des endgültigen, nicht behebbaren Ausfalls der Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms die Bedeutung des Elektroenzephalogramms (EEG), der somatosensorisch evozierten Potenziale (SEP) und der frühen akustisch evozierten Potenziale (FAEP) zum Irreversibilitätsnachweis bestätigt. Dieser Beitrag stellt die Reliabilität und Validität der elektrophysiologischen Diagnostik dar, bespricht die Änderungen der vierten Fassung der Richtlinien und führt in die praktische Anwendung und deren Probleme und Fehlerquellen ein.
Das EEG ist die am besten etablierte Zusatzdiagnostik zur Feststellung der Irreversibilität des klinischen Hirntodsyndroms. Zu beachten ist, dass häufig erhaltene hirneigene Aktivität über viele Stunden nach Eintritt des Hirntodsyndroms bestehen bleiben kann, insbesondere bei Patienten mit primären Hirnstammläsionen. Die Ableitung und Auswertung des EEG erfordert eine hohe Expertise, um Artefakte sicher von hirneigener Aktivität zu unterscheiden. Die Registrierung eines EEG zum Nachweis der Irreversibilität des klinischen Hirntodsyndroms ist ausgesprochen zeitaufwendig.
Die FAEP sind nur in seriellen Untersuchungen oder in den seltenen Fällen einer erhaltenen Welle I oder erhaltenen Welle I und II belegend für die Irreversibilität eines Hirntodsyndroms. Sehr oft ist eine Untersuchung nicht zuverlässig möglich wegen bestehender Schallleitungsstörungen oder des Ausfalls aller Potenziale schon vor Eintritt des klinischen Hirntodsyndroms. Dies begründet, warum wir die AEP nur ausnahmsweise einsetzen.
Die N. medianus-SEP sind sehr zuverlässig ableitbar, technisch einfach und mit wenigen Fehlerquellen. Es ist keine serielle Untersuchung erforderlich und der Zeitaufwand für die Ableitung gering. Aus diesen Gründen bevorzugen wir die SEP vor dem EEG und den FAEP zur Feststellung der Irreversibilität des klinischen Hirntodsyndroms.