Skip to main content

25.08.2020 | Kardiologie | Nachrichten

Grippekranke in der Klinik sind kardiovaskuläre Risikopatienten

verfasst von: Wolfgang Geissel

print
DRUCKEN
insite
SUCHEN

Jeder achte stationär behandelte Patient mit Grippeerkrankung hatte nach Daten einer US-Studie während des Klinikaufenthalts ein akutes kardiovaskuläres Ereignis. Experten mahnen verbesserten Impfschutz an.

Die hohe Morbidität und Mortalität bei schwerem Verlauf von Influenza geht vor allem auch auf das Konto der damit assoziierten kardiovaskulären Ereignisse. Das berichten Forscher um Dr. Eric J. Chow von den US-Centers for Disease Control (CDC). Das Team hat Registerdaten des „FluSurv-NET“ in den USA analysiert.

In die von den CDC finanzierte Datenbank gehen landesweite Krankenhausdaten von Patienten mit laborbestätigter Influenza ein. Für die Analyse wurden Daten von 80.261 Erwachsenen aus den Grippewintern von 2010/11 bis 2017/18 herangezogen. Für diese lagen komplette Datensätze mit ICD-Codes zu Influenza und Herzkreislauf-Erkrankungen sowie zum Impfstatus vor.

Akute Herzinsuffizienz steht an der Spitze

Ergebnis: Insgesamt hatten 11,7 Prozent der Influenza-Patienten ein kardiovaskuläres Ereignis. Am häufigsten fanden sich dabei eine akute Herzinsuffizienz (6,2 %) sowie ein akutes Koronarsyndrom (5,7%), gefolgt von hypertensiver Krise (1,0%), kardiogenem Schock (0,3%), akute Peri- und Myokarditits (0,1% und 0,05%) sowie Herzbeuteltamponade (0,02%).

Grippepatienten mit Komorbiditäten wie KHK, Vorhofflimmern, Herz- oder Niereninsuffizienz sowie Diabetes entwickelten besonders häufig kardiovaskuläre Ereignisse, ebenso alte Patienten und Raucher. Betroffene verbrachten im Schnitt fünf Tage in der Klinik, etwa jeder Dritte musste intensivmedizinisch betreut werden und 7,3 Prozent der Betroffenen starben im Krankenhaus.

Gefahr durch direkte und indirekte Effekte

Die Liste möglicher Erklärungen für die erhöhte kardiovaskuläre Morbidität bei Influenza ist lang, kommentiert Professor Chandini Raina MacIntyre von der University of New South Wales (NSW) in Sydney die Studienergebnisse: Die Infektion kann bisher unerkannte kardiovaskuläre Krankheiten aufdecken oder bereits bekannte verschlimmern, so der australische Infektiologe.

Ereignisse wie Herzinfarkte und Schlaganfälle werden zum einen getriggert durch direkte virale Effekte auf Myokard, Gefäße und Rezeptoren. Zum anderen begünstigen indirekte Effekte des Virus die kardiovaskulären Ereignisse. Dazu gehören Zytokin-Produktion, Plaqueruptur, akute Thrombosen, Vasokonstriktion, Tachykardie und Hypoxie.

Patienten mit (subklinischen) atherosklerotischen Krankheiten sind bei Influenza besonders gefährdet. Die Erkrankung kann zum Beispiel eine akute Thrombosierung bei unkritischer Stenose in einer Koronararterie beschleunigen oder auch eine akute Herzinsuffizienz im Kontext einer bisher stabilen linksventrikulären Dysfunktion verursachen.

Die Influenza-Impfung ist daher auch zur Sekundärprävention bei Herzerkrankungen eine besonders wichtige Maßnahme, betonen die Studienautoren. Sie appellieren an Ärzte, ihre Patienten umfassend zu impfen. Auch wenn sich mit dem Impfschutz nicht jede Influenza verhindern lässt, sinkt nach den aktuellen Studiendaten bei Grippepatienten mit Impfung das Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse.

print
DRUCKEN
Literatur

Chow E.J. et al.: Acute Cardiovascular Events Associated With Influenza in Hospitalized Adults - A Cross-sectional Study. Annals of Internal Medicine 2020, online 24. August. https://doi.org/10.7326/M20-1509

Schadet Ärger den Gefäßen?

14.05.2024 Arteriosklerose Nachrichten

In einer Studie aus New York wirkte sich Ärger kurzfristig deutlich negativ auf die Endothelfunktion gesunder Probanden aus. Möglicherweise hat dies Einfluss auf die kardiovaskuläre Gesundheit.

Intervallfasten zur Regeneration des Herzmuskels?

14.05.2024 Herzinfarkt Nachrichten

Die Nahrungsaufnahme auf wenige Stunden am Tag zu beschränken, hat möglicherweise einen günstigen Einfluss auf die Prognose nach akutem ST-Hebungsinfarkt. Darauf deutet eine Studie an der Uniklinik in Halle an der Saale hin.

Shunt-Therapie bei Herzinsuffizienz: Kein Anzug, der allen passt

13.05.2024 Chronische Herzinsuffizienz Nachrichten

Die Anlage eines interatrialen Shunts zur Reduktion des linksatrialen Drucks ist ein neuer Therapieansatz bei Herzinsuffizienz. Viele Patienten sprechen darauf an, andere jedoch nicht. 

Vorsicht, erhöhte Blutungsgefahr nach PCI!

10.05.2024 Koronare Herzerkrankung Nachrichten

Nach PCI besteht ein erhöhtes Blutungsrisiko, wenn die Behandelten eine verminderte linksventrikuläre Ejektionsfraktion aufweisen. Das Risiko ist umso höher, je stärker die Pumpfunktion eingeschränkt ist.

Update Kardiologie

Bestellen Sie unseren Fach-Newsletter und bleiben Sie gut informiert.