Wenige Monate nach der Veröffentlichung der Hauptergebnisse der BRAVO-3-Studie liegen jetzt die MRT-Daten der Studie vor. Zwei von drei Patienten haben nach Transkatheter-Aortenklappen-Implantation (TAVI) neue zerebrale Embolien. Welche kognitiven Folgen das hat, ist weiter unklar.
Die BRAVO-3-Studie war primär eine Arzneimittelstudie, in der an 31 Zentren in Europa und den USA eine periinterventionelle Gerinnungshemmung mit dem Thrombinhemmer Bivalirudin und mit unfraktioniertem Heparin (UFH) bei Patienten verglichen wurde, die sich einem TAVI-Eingriff unterzogen. Dabei hatte es hinsichtlich schwerer Blutungen innerhalb von 48 Stunden und unerwünschten schweren kardiovaskulären und Blutungsereignissen innerhalb von 30 Tagen keinen Unterschied zwischen den beiden Medikationen gegeben.
Bei 60 der insgesamt 803 Patienten – 29 in der Bivalirudin-Gruppe, 31 in der UFH-Gruppe – wurde nach der TAVI außerdem ein MRT des Gehirns angefertigt, um eventuelle neue zerebrale Embolien zu identifizieren. Der Unterschied zwischen den Gruppen war dabei nicht signifikant, aber die Rate der stummen zerebralen Embolien war insgesamt hoch: Bei 65,5 % der Patienten in der Bivalirudin-Gruppe und bei 58,1 % der Patienten in der UFH-Gruppe fanden sich neue Embolien.
Die mediane Zahl der Embolien pro Patient, das Gesamtvolumen der Embolien und der Anteil der Patienten mit klinischen neurologischen Defiziten unterschieden sich nicht. Aber: Alle Patienten, die während oder kurz nach der TAVI einen klinischen Schlaganfall entwickelten, hatten im MRT Zeichen frischer Embolien.
In einem Kommentar zu der Auswertung betonen französische Kardiologen um Prof. Gilles Montalescot von der Universitätsklinik Salpétrière in Paris, dass mögliche unerwünschte kognitive Folgen einer TAVI noch immer kaum untersucht seien. Methodisch sei die vorliegende Auswertung suboptimal, weil nur ein Drittel der ursprünglich vorgesehenen 178 Patienten tatsächlich protokollgemäß eine MRT erhalten habe. Es sei aber alarmierend, dass es bis heute keine anderen, besseren prospektiven Daten gebe. Auch Prof. Valentin Fuster vom Mount Sinai Krankenhaus in New York findet in einem Audio-Kommentar zu der BRAVO-3-Substudie deutliche Worte: Die „tödliche Stille der klinischen Forschung” bei stillen zerebralen Embolien nach TAVI müsse enden.