Erschienen in:
28.08.2019 | Kardiopulmonale Reanimation | Leitthema
Neuroprotektion in der Neurointensivmedizin
verfasst von:
Prof. Dr. med. Rainer Kollmar
Erschienen in:
Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
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Ausgabe 7/2019
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Zusammenfassung
Unter Neuroprotektion versteht man in der Intensivmedizin meist unterschiedliche Maßnahmen zur Verhinderung einer sekundären Gehirnschädigung nach initialem Trauma, etwa bei Schlaganfall, intrakranieller Blutung oder nach Reanimation. Jedes Hirntrauma unterscheidet sich aufgrund der primären Schädigungsform in Schädigungsmuster und Dynamik. Je nach Pathophysiologie der Erkrankung gibt es daher zielgerichtete Therapieansätze. Daneben sind neuroprotektive Methoden wünschenswert, die bei einem Großteil der Patienten mit akuter Hirnschädigung wirksam sind. Tatsächlich werden bei allen Formen der akuten Hirnschädigung bestimmte pathophysiologische Abläufe angestoßen (beispielsweise Reperfusionsschäden, eine Schädigung der Blut-Hirn-Schranke und Exzitotoxizität), die je nach Intensität zu einer sekundären Hirnschädigung führen können. Vieles deutet darauf hin, dass die Herstellung physiologischer Normalbedingungen zu einer günstigen Situation für das geschädigte Gehirn führt. Der vorliegende Beitrag schildert zunächst die Relevanz neuroprotektiver Maßnahmen in der neurologischen Intensivmedizin. Daraufhin werden allgemeine pathophysiologische Mechanismen bei Hirntraumata beschrieben. Im Anschluss wird näher auf die Pathophysiologie und Therapieoptionen bei Hirndruckkrisen (Senkung des intrakraniellen Drucks), Anämie (Transfusionsmanagement) sowie Hyper- und Hypoglykämien (Einstellung des Blutzuckerspiegels) eingegangen. Zuletzt werden Einsatz und Nutzen der therapeutischen Hypothermie diskutiert. Dieses Verfahren nimmt als klinisch einzig wirksame Einzelmaßnahme zur Neuroprotektion eine Sonderstellung ein; ein Fokus liegt hier auf der Anwendung nach Herz-Kreislauf-Stillstand und Reanimation.