Probleme mit dem Pouch

Mit der Proktokolektomie bei Colitis ulcerosa bei fehlendem Ansprechen auf eine medikamentöse Therapie sollte laut PD Dr. Dirk Wilhelm, Klinikum rechts der Isar, München, nicht zu lange zu warten. Wichtig ist die richtige Nachsorge, vor allem wenn ein ileoanaler Pouch angelegt wird. Ab der zweiten, spätestens ab der dritten medikamentösen Behandlung sollte bei der Colitis ulcerosa interdisziplinär eine realistische Einschätzung vorgenommen und über das weitere Vorgehen, insbesondere die Option eines operativen Eingriffs, entschieden werden. Die Lebensqualität nach der Operation sei gut, Kosten könnten eingespart werden, so Wilhelm. Auch die Bewertung der Patienten spricht dafür. Die Mehrzahl ist nach dem operativen Eingriff der Meinung, dass sie sich schon früher hätte operieren lassen sollen. Von 84 befragten operierten Patienten hätten sich 53% den Eingriff bereits zu einem früheren Zeitpunkt gewünscht – im Mittel zwei Jahre früher. 47% waren mit dem OP-Zeitpunkt zufrieden. Und kein Patient hätte die Op gerne später durchführen lassen. Professor Dr. Christoph-Thomas Germer, Universitätsklinikum Würzburg, betonte die Notwendigkeit eines ausführlichen und sensiblen Gesprächs mit dem Patienten. Bei Frauen mit Kinderwunsch sollte die Proktokolektomie eher nicht durchgeführt werden, da sie mit einer deutlich erhöhten Infertilität einhergeht. Nachsorge bei Pouch: Op-Bericht lesen Treten Probleme mit dem Pouch auf - sind sie dann eine Aufgabe für den Gastroenterologen oder für den Chirurgen? Die Antwort von Professor Dr. Anton J. Kroesen, Krankenhaus Porz am Rhein, Köln, war eindeutig: „derjenige, der sich damit auskennt“. Die einfache jährliche Nachsorge könne jeder erfahrene Endoskopiker machen. Wichtig sei eine erneute genaue Anamnese. Der nachsorgende Arzt sollte den Op-Bericht kennen und wissen, um welche Art von Pouch es sich handelt. Zwar sei der J-Pouch am häufigsten. Es gebe aber eine Vielzahl anderer Möglichkeiten. Zur Prophylaxe einer Pouchitis empfahl Kroesen über ein Jahr das Probiotikum VSL#3 . Entwickelt sich dennoch eine akute Pouchitis, wird als Primärtherapie Ciprofloxacin oder Metronidazol empfohlen, bei Versagen auch in Kombination. Antibiotika-refraktäre Verlaufsformen sollten mit oralem oder lokalem Budesonid behandelt werden. Zu den weiteren Therapieoptionen gehören Biologika . Auch eine chirurgische Intervention ist zu überlegen. Insgesamt sei die Datenlage aber schlecht. Inkontinent? Auch sakrale Neuromodulation überlegen! Bei Kontinenzproblemen nach Pouch-Operation ist laut Kroesen der diätetische Ansatz wichtig, mit Loperamid ist eine Stuhleindickung möglich. Die schlechteste Option aus seiner Sicht eine Gracilisplastik. Mit einer sakralen Neuromodulation lassen sich dagegen Inkontinenzepisoden bei einem Teil der Patienten effektiv senken. Bei 12 Patienten konnte er eine Reduktion von 21,2 auf 2,4 Inkontinenzepisoden pro Woche erreicht werden. Kommt es zu Problemen beim Pouch, sollten die Patienten in einem Zentrum vorgestellt werden. Die Pouchitis-Diagnose sollte Fall hinterfragt und die Diagnostik wiederholt werden. Und: Bei einer chronischen Pouchitis sollte immer auch an eine Ischämie gedacht werden. Basierend auf: Vortrag CED interdisziplinär, 73. DGVS Jahrestagung und 12. DGAV Herbsttagung, 12.-15.09.2018 in München

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