Erschienen in:
01.04.2020 | Konservative Therapie | Originalien
Wirbelsäulenverletzungen im Kindesalter – Ergebnisse einer nationalen Multizenterstudie mit 367 Patienten
verfasst von:
Jan-Sven Jarvers, Christian Herren, Matthias K. Jung, Christian Blume, Holger Meinig, Michael Ruf, Alexander C. Disch, Thomas Weiß, Hauke Rüther, Thomas Welk, Andreas Badke, Oliver Gonschorek, Christoph E. Heyde, Frank Kandziora, Christian Knop, Philipp Kobbe, Matti Scholz, Holger Siekmann, Ulrich Spiegl, Peter Strohm, Christoph Strüwind, Stefan Matschke, PD Dr. Dr. Michael Kreinest, Arbeitsgruppe Wirbelsäulentrauma im Kindesalter der Sektion Wirbelsäule der DGOU
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 4/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Generell stellen Wirbelsäulenverletzungen bei Kindern im Alter unter 16 Jahren eine seltene Verletzungsentität dar. Für Deutschland liegen keine belastbaren Daten bezüglich der Epidemiologie von Verletzungen der Wirbelsäule im Kindesalter vor. Gerade bei pädiatrischen Patienten, bei denen sowohl die Anamnese, die klinische Untersuchung, aber auch die Durchführung der bildgebenden Diagnostik häufig erschwert sind, müssen sämtliche Hinweise auf eine Verletzung der Wirbelsäule mitberücksichtigt werden.
Fragestellung/Ziel der Arbeit
Das Ziel der vorliegenden Studie war die Bereitstellung epidemiologischer Daten von pädiatrischen Patienten mit Wirbelsäulenverletzungen in Deutschland, um diese zukünftig in die Entscheidungsfindung bei der Diagnostik und Therapie dieser Patienten einfließen lassen zu können.
Material und Methoden
Im Rahmen einer nationalen Multizenterstudie wurden retrospektiv Patientendaten innerhalb eines Zeitraums von 7 Jahren aus 6 Wirbelsäulenzentren erhoben. Neben den demografischen Daten wurden der Unfallmechanismus, die betroffene Wirbelsäulenregion und auch die Begleitverletzungen erhoben. Zudem erfolgte die Erfassung der bildgebenden Diagnostik sowie der jeweiligen Therapie.
Ergebnisse
Es konnten 367 Kinder (weiblich: männlich = 1:1,2) mit insgesamt 610 Verletzungen an der Wirbelsäule in die Studie eingeschlossen werden. Das mittlere Alter betrug 12 (±3,5) Jahre. Die häufigsten Unfallmechanismen in allen Altersgruppen waren ein Sturz aus unter 3 m Höhe sowie Verkehrsunfälle. Die bildgebende Diagnostik musste nur in Ausnahmefällen in Narkose durchgeführt werden. Während jüngere Kinder (0 bis 9 Jahre) eher Verletzungen im Bereich der Halswirbelsäule erlitten, zeigten sich Verletzungen der thorakolumbalen Wirbelsäule eher bei Kindern >10 Jahren. Die Kinder wiesen häufige Begleitverletzungen an Kopf und Extremitäten auf. Im Bereich der Wirbelsäule befanden sich weitere Verletzungen meist benachbart und nur selten in anderen Regionen. Rund 75 % der Kinder wurden konservativ behandelt.
Diskussion
Die Ergebnisse unterscheiden sich von den Erkenntnissen aus der Erwachsenenmedizin und beschreiben spezielle Gegebenheiten für pädiatrische Patienten mit Wirbelsäulenverletzungen. Trotz gewisser Limitationen können sie so bei der Entscheidungsfindung über die durchzuführende Diagnostik und Therapie dieser Patienten helfen.