Erschienen in:
01.02.2016 | Koronare Herzerkrankung | CME
Antikoagulation und perioperatives Bridging
Aus kardiologischer Sicht
verfasst von:
Dr. C. Strotmann, Prof. Dr. C. Wolpert
Erschienen in:
Die Kardiologie
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Ausgabe 1/2016
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Zusammenfassung
Das perioperative Management von antikoagulatorisch behandelten Patienten, die einen operativen oder invasiven Eingriff erhalten, stellt eine Herausforderung für die behandelnden Ärzte dar. Einerseits müssen Blutungskomplikationen durch den Eingriff vermieden werden, andererseits droht nach Absetzen der Antikoagulanzien ein erhöhtes Risiko für schwere thromboembolische Komplikationen wie z. B. Herzinfarkt, Schlaganfall oder Lungenembolie. Für eine optimale Überbrückungstherapie müssen vor der Operation alle beteiligten Ärzte gemeinsam das Blutungs- und das Thromboembolierisiko abschätzen.
Das Thromboembolierisiko wird einerseits durch die Grunderkrankung, die zur Antikoagulationsindikation geführt hat, bestimmt, zum anderen aber auch durch den operativen Eingriff selbst. Das Blutungsrisiko wird sowohl durch die Art und den Umfang des operativen Eingriffs als auch durch patienteneigene Faktoren beeinflusst. Auch Lokalisation und Komprimierbarkeit einer Blutung müssen berücksichtigt werden. Abschließend sollte das Blutungs- und das Thromboembolierisiko in leicht-, mittel- oder hochgradig klassifiziert und gegeneinander abgewogen werden.
Bei perioperativer Pausierung eines Vitamin-K-Antagonisten findet zur Überbrückung unfraktioniertes oder niedermolekulares Heparin Verwendung. Aufgrund der kurzen Wirkdauer kann bei den neuen oralen Antikoagulanzien präoperativ auf ein Bridging mit Heparin verzichtet werden.
Auch zur Planung eines operativen Eingriffs bei Patienten mit einem oder zwei Plättchenhemmern in der Medikation muss das Thromboembolie- dem Blutungsrisiko gegenübergestellt werden. Das Thromboembolierisiko hängt entscheidend davon ab, ob die koronare Herzkrankheit (KHK) stabil oder instabil ist, ob kürzlich eine Stent implantiert wurde und wenn ja, ob dieser beschichtet oder unbeschichtet ist. Je nach Blutungsrisiko und Dringlichkeit der Operation muss abgewogen werden, ob durch Hinauszögern der Operation das Gesamtrisiko gesenkt werden kann. Grundsätzlich sollte bei bekannter KHK möglichst ein Thrombozytenaggregationshemmer perioperativ weiter gegeben werden.