Erschienen in:
10.10.2018 | Diabetische Retinopathie | Originalien
Behandlungsrealität mit Ranibizumab in der klinischen Routineanwendung bei Patienten mit diabetischem Makulaödem
1-Jahres-Ergebnisse der deutschen POLARIS-Kohorte
verfasst von:
Prof. Dr. M. Ulbig, Prof. Dr. H. Höh, Dr. S. Schmickler, Prof. Dr. A. Wolf, Dr. S. Dimopoulos, Dr. K. Lorenz, Dr. U. Bauer-Steinhusen, Prof. Dr. P. Wiedemann, POLARIS-Studiengruppe
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
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Ausgabe 7/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund/Fragestellung
Aktuell liegen nur wenige Daten zur Behandlungsrealität mit Ranibizumab bei Patienten mit diabetischem Makulaödem (DMÖ) vor.
Material und Methoden
POLARIS ist eine internationale Beobachtungsstudie, in die 983 Patienten eingeschlossen wurden, die aufgrund ihres diabetischen Makulaödems eine Behandlung mit Ranibizumab erhielten. Primäres Studienziel war die Untersuchung des Einflusses von Behandlungs- und Kontrollintervallen und Ressourceneinsatz auf die Veränderung der Sehschärfe. Sekundäre Endpunkte waren u. a. die Erhebung des Monitorings der Krankheitsaktivität in der klinischen Praxis. Ziel dieser Arbeit ist die Beschreibung der Ergebnisse der deutschen Population. Die Studie wurde in 8 europäischen Ländern von Oktober 2012 bis Januar 2015 durchgeführt.
Ergebnisse
In Deutschland wurden 220 Patienten in die Studie eingeschlossen. Die Sehschärfe verbesserte sich innerhalb der ersten 3 Monate nach Behandlungsbeginn um 4,3 Buchstaben. Nach 12 Monaten nahm die Sehschärfe bei 168 Patienten, die für die Wirksamkeitsanalyse herangezogen wurden, im Mittel um 4,1 (SD ± 12,4) Buchstaben (ca. 1 Zeile) zu. Die Patienten erhielten im ersten Jahr im Mittel 4,5 (SD ± 1,9) Injektionen, 10,3 (SD ± 6,3) Sehtests und 3,3 (SD ± 3,1) OCT-Untersuchungen. Es wurde beobachtet, dass Patienten mit ≤3 Injektionen mit im Mittel 2,7 Buchstaben eine geringere Visusverbesserung aufwiesen als Patienten mit >3 Injektionen, die 5,4 Buchstaben gewannen. Zwischen der Anzahl der Injektionen und der erreichten Sehschärfe bestand ein Zusammenhang.
Diskussion
Die Ergebnisse der POLARIS-Studie deuten darauf hin, dass DMÖ-Patienten in Deutschland im klinischen Praxisalltag trotz einer hohen Anzahl an Visiten nur unzureichend behandelt wurden. Die Injektionsfrequenz war in Deutschland niedriger als in randomisierten klinischen Studien. Fast die Hälfte der Patienten erhielt weniger als 4 Injektionen im ersten Behandlungsjahr und wies damit im Vergleich zu den Empfehlungen deutscher und internationaler Fachgesellschaften eine Unterbehandlung auf.