Erschienen in:
20.04.2021 | Harnblasenkarzinom | Übersichten
Metabolische Azidose bei Neoblasepatienten
Risikofaktoren und Therapiemöglichkeiten
verfasst von:
Dr. Marius Cristian Butea-Bocu, Guido Müller, Oliver Brock, Ullrich Otto
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 5/2021
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Zusammenfassung
Hintergrund
Bei Zystektomiepatienten mit angelegter Neoblase befindet sich das Darmgewebe der Neoblase im ständigen Kontakt mit Urin, womit über die Absorptionseigenschaften des Darmgewebes eine chronisch-metabolische Azidose (cmA) auftreten kann. Die Risikofaktoren für die cmA sind trotz der hohen Prävalenz dieser Komorbidität weitgehend unbekannt und die Diagnoseparameter uneinheitlich.
Fragestellung
Welche Risikofaktoren stehen in Zusammenhang mit der Ausbildung einer chronischen metabolischen Azidose bei cmA-Patienten und wie häufig tritt diese auf?
Material und Methode
Mittels einer systematischen Literaturrecherche in PubMed wurden Studien im Zeitraum von 2000–2020 zum Thema cmA und Neoblase gesucht. Es wurde an Hand von 23 Studien die Prävalenz und Risikofaktoren der cmA in Neoblasepatienten untersucht.
Ergebnisse
Die Azidose tritt bei Neoblasepatienten am häufigsten innerhalb des ersten Jahres nach Neoblasenanlage auf (25–70 %). Risikofaktoren, die mit ihrem Auftreten korrelieren, sind Niereninsuffizienz, gute Kontinenz, hohes Alter und Diabetes mellitus.
Schlussfolgerungen
In der frühen postoperativen Phase ist die Prävalenz der cmA bei Neoblasepatienten am größten, entsprechend empfiehlt sich für diesen Zeitraum eine wöchentliche Diagnostik gemäß der aktuellen S3-Leitlinie zur Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge des Harnblasenkarzinoms für Neoblasepatienten. Die Blutgasanalyse sollte neben des pH-Wertes auch mittels des BE-Wertes zur Diagnose einer cmA genutzt werden, um Entgleisungen des Säure-Basen-Haushalts frühzeitig zu erkennen und zu therapieren. Die empfohlene Normalisierung des Bicarbonatspiegels mittels oralen Bicarbonats erfolgt über patientenindividuelle Therapieschemata.