Erschienen in:
01.06.2006 | Originalien
Rezidivleistenhernienreparation nach vorangegangener Netzimplantation
Eine Herausforderung
verfasst von:
Dr. R. Schwab, J. Conze, A. Willms, U. Klinge, H.-P. Becker, V. Schumpelick
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 6/2006
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Zusammenfassung
Einleitung
Die zunehmende Verwendung von Netzen in der Leistenhernienchirurgie hat dazu geführt, dass bei Rezidivoperationen immer häufiger bereits eingebrachtes Fremdmaterial zu finden ist. Dies betrifft mindestens 10% der Rezidivleistenhernien. Ein therapeutischer Handlungsalgorithmus für Revisionsoperationen nach vorangegangener Netzimplantation ist zu fordern.
Material und Methode
Eine aktuelle Standortbestimmung wurde anhand einer Analyse von 672 Rezidivhernieneingriffen in Aachen und Koblenz durchgeführt. Bei 92 (13,7%) Rezidivhernienreparationen wurde bei dem vorangegangenen Eingriff bereits ein Netz implantiert. Die Auswertung umfasste insbesondere die Lokalisation der neuerlichen Hernie in Bezug auf das zuvor eingebrachte Netz und die Argumente zur Verfahrenswahl für den Revisionseingriff. Eine Nachuntersuchung folgte mit einer mittleren Nachbeobachtungszeit von drei Jahren.
Ergebnisse
Die Entscheidung für das jeweilige Revisionsverfahren wurde meist intraoperativ getroffen. Bei Schmerzsyndromen in Kombination mit einem Hernienrezidiv wurde eine transinguinale Reparationstechnik mit Explantation des zuvor eingebrachten Meshes bevorzugt. Bei Mehrfachrezidiven wurde bei kleinem Defekt ein „minimal repair“ mit direkter Naht oder die präperitoneale Platzierung einer großflächigen neuen Netzprothese gewählt. Die Mehrzahl der Rezidive trat (insbesondere nach Lichtenstein-Reparation) medial-suprapubisch auf. Bei der Nachuntersuchung von 87 der 92 Patienten fanden sich 9 erneute Rezidive (10,3%). Am häufigsten waren Patienten mit netzfreien Nahtverfahren betroffen. Über moderate Beschwerden klagten 39,1%, bei 4,6% war der chronische Schmerz behandlungsbedürftig.
Schlussfolgerungen
Die operative Revision nach vorangegangener Netzimplantation ist eine besondere technische Herausforderung. Auf Grundlage der durchgeführten Analyse wurde ein Handlungsalgorithmus zur Verfahrenswahl bei Rezidivoperationen nach vorangegangener Netzimplantation entwickelt.