Erschienen in:
01.09.2007 | Originalien
7 Jahre Botulinum-A-Toxin in der Behandlung der neurogenen Detrusorhyperaktivität
verfasst von:
Prof. Dr. M. Stöhrer, A. Wolff, G. Kramer, R. Steiner, D. Löchner-Ernst, D. Leuth, U. Steude, H. Rübben
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 9/2007
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Zusammenfassung
Hintergrund
Eine dekompensierte Speicherfunktion mit hohen Drücken ist in Bezug auf die Lebenserwartung und Lebensqualität von Patienten mit neurogener Detrusorhyperaktivität der größte Risikofaktor. Bisher ließ sich dieses Problem nur durch den Einsatz anticholinerger Medikamente oder bei unzureichender Effizienz oder Unverträglichkeit durch invasive operative Verfahren beherrschen. Zwischen diesen beiden therapeutischen Optionen hat sich die Anwendung von Botulinumtoxin A in der Behandlung dieser Patienten seit ihrer ersten Anwendung 1998 in Deutschland als minimal-invasives Verfahren mit geringen Nebenwirkungen schnell bewährt und weltweit durchgesetzt.
Material und Methode
Das Krankengut an der Klinik der Erstanwender wurde retrospektiv über einen Zeitraum von 7 Jahren analysiert. Mit einer Gesamtzahl von 492 Injektionen bei 277 Patienten, von denen 365 Injektionen an 216 Patienten unter standardisiertem Protokoll durchgeführt wurden, handelt es sich weltweit um das bisher umfangreichste veröffentlichte Krankengut. Die Indikation wurde gestellt bei unzureichender Effizienz oder Unverträglichkeit einer anticholinergen Therapie bei Patienten, die in der Lage waren sich selbst zu katheterisieren.
Ergebnisse
Die standardisierte Injektion erfolgte entweder mit 300 MU Botox® oder mit 750 MU Dysport®. Die urodynamischen Parameter vor und bis zu 8 Monaten postoperativ zeigten eine signifikante Absenkung des Detrusordruckes und eine Verbesserung der zystometrischen Kapazität. Sie entsprachen damit dem klinischen und subjektiven Eindruck der Patienten einer weitgehend ruhig gestellten Detrusoraktivität mit Verbesserung der Kontinenz. Die Entleerung erfolgte in allen Fällen problemlos durch aseptischen intermittierenden Katheterismus. Die durchschnittliche Wirkungsdauer wurde subjektiv mit 8,7 Monaten ermittelt. Anticholinerge Medikamente konnten überwiegend abgesetzt oder erheblich reduziert werden. Nebenwirkungen ohne Behandlungsnotwendigkeit traten nur in 4 Fällen auf. Eine Antikörperbildung ist bei den seit 2001 auf dem Markt befindlichen Produkten nicht mehr aufgetreten. Auch nach mehrmaliger Injektion (bis 10-mal) war kein Nachlassen der Wirkung nachweisbar.
Schlussfolgerung
Botulinumtoxin A hat sich aufgrund seiner zuverlässigen Wirkung und seiner geringen Nebenwirkungen bei neurogener Detrusorhyperaktivität weltweit sehr schnell durchgesetzt und damit zu einer erheblichen Bereicherung der mehr konservativen Therapieoptionen beigetragen. Prospektive Studien insbesondere zum günstigsten Injektionsort und zur Optimierung der Wirkungsdauer sind wünschenswert.