Erschienen in:
01.11.2011 | Originalien
Präoperative Anämie in der Orthopädie
Klinische Relevanz, Diagnostik und Therapie
verfasst von:
PD Dr. D. Kendoff, J. Tomeczkowski, J. Fritze, H. Gombotz, C. von Heymann
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 11/2011
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Zusammenfassung
Etwa ein Drittel der Patienten, die sich einer elektiven Hüft- oder Kniegelenkendoprothesenoperation unterziehen, weist einen Hämoglobinwert unter 13 g/dl (Männer) bzw. unter 12 g/dl (Frauen) auf, was nach der gültigen WHO-Definition einer Anämie entspricht. Diese ist mit einer erhöhten postoperativen Morbidität- und Mortalität und mit häufigen Transfusionen verbunden. Transfundierte Patienten haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko für Mortalität und Infektionen und verweilen länger im Krankenhaus. Entsprechend dem Transfusionsgesetz und den Richtlinien der Bundesärztekammer sind Patienten mit einer Transfusionswahrscheinlichkeit von mindestens 10% auf die Möglichkeit autologer Hämotherapieverfahren hinzuweisen. Die Eigenblutspende als ein gängiges autologes Verfahren zur Vermeidung allogener Transfusionen wird in Deutschland in vielen Kliniken angewendet, kann jedoch unter bestimmten Bedingungen eine präoperative Anämie noch verstärken. Deswegen, aber auch weil die Ressource Fremdblut zunehmend knapper wird, besteht die Notwendigkeit neuer Standards in der Diagnostik und Therapie der präoperativen Anämie. In aktuellen internationalen Leitlinien wird empfohlen, den Hämoglobinwert spätestens 28 Tage vor dem Eingriff zu bestimmen und entsprechend der Definition der WHO bei Männern auf > 13 g/dl und bei Frauen auf > 12 g/dl anzuheben. Als Ursache für eine Anämie sollten eine chronische Niereninsuffizienz, eine maligne Erkrankung und eine chronische Entzündung abgeklärt und ein Mangel an Eisen, Vitamin B12 und/oder Folsäure ausgeglichen werden. Für Patienten, bei denen keine Mangelerkrankung vorliegt oder eine Substitutionstherapie keine ausreichende Therapie der Anämie erzielt, wird vorgeschlagen, eine Therapie mit erythropoesestimulierenden Substanzen durchzuführen.