Erschienen in:
01.10.2013 | Übersichten
Nadelstichverletzungen
Diagnose und Behandlungsanforderungen
verfasst von:
Dr. Dr. H. Himmelreich, F. Walcher, I. Marzi, S. Wicker
Erschienen in:
Trauma und Berufskrankheit
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Sonderheft 2/2013
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Zusammenfassung
Hintergrund
Nadelstichverletzungen zählen zu den häufigsten und zumeist bagatellisierten Unfällen im Gesundheitswesen. In Europa ereignen sich jährlich schätzungsweise 1 Mio. Nadelstichverletzungen. Für die Betroffenen sind sie eine ernst zu nehmende Gefährdung gegenüber durch Blut übertragbarer Infektionen wie Hepatitis B, Hepatitis C und HIV („human immunodeficiency virus“).
Methode
In interdisziplinärer Zusammenarbeit wurden ein Behandlungskonzept nach Nadelstichverletzungen prospektiv über 18 Monate evaluiert und ein Algorithmus für das D-ärztliche (durchgangsärztliche) Vorgehen etabliert.
Ergebnisse
Im Untersuchungszeitraum zeigte sich bei unseren Indexpatienten eine sehr hohe Infektionsprävalenz; jeder 5. Indexpatient wies mindestens eine blutübertragbare Infektion auf. Bei 41 Mitarbeitern wurde eine HIV-Postexpositionsprophylaxe (HIV-PEP) indiziert, und es kam zu einer Hepatitis-C-Virus-Übertragung auf einen ärztlichen Kollegen; darüber hinaus wurden 2 Erstdiagnosen einer aktiven Hepatitis-B- bzw. -C-Infektion bei Indexpatienten gestellt.
Resümee
Eine vollständige und lückenlose Erfassung von Nadelstichverletzungen ist eine wesentliche Voraussetzung, risikoträchtige Tätigkeiten zu identifizieren und eine optimale Betreuung der Unfallverletzten sicherzustellen. Die Steuerung des Heilverfahrens nach Nadelstichverletzungen erfordert eine hohe interdisziplinäre Kompetenz des D-Arztes auf fachfremden Gebieten. Durch eine enge Kooperation unterschiedlicher Fachdisziplinen kann das Frankfurter Modell nach Nadelstichverletzungen eine effektive Betreuung der betroffenen Beschäftigten sicherstellen.