Um langfristige Erfolge erzielen zu können, wird die Kombination beider Maßnahmenarten empfohlen [
55]. Die Kombination beider Ansätze gilt als erstrebenswert und vielversprechend [
9,
63]. Die „Be Well, Work Well“-Intervention – entwickelt an der Harvard T.H. Chan School of Public Health, Center for Work, Health and Wellbeing – zeigte in der Evaluation jedoch, dass durch eingeführte Maßnahmen auf ergonomischer, organisatorischer (z. B. optimierte Pausenorganisation) und personenbezogener Ebene (z. B. Förderung positiven Gesundheitsverhaltens) in der stationären Pflege keine signifikanten Verbesserungen festgestellt werden konnten. Der Hauptgrund war die fehlende Inanspruchnahme aufgrund von mangelnder Zeitinvestition [
59]. Sport- und Ernährungsangebote sowie Stressmanagementprogramme wurden in Taiwan in einem Krankenhaus zwar angeboten, jedoch haben die stationären Pfleger*innen diese im Vergleich zu den anderen Beschäftigtengruppen weniger in Anspruch genommen [
17]. Dieses Ergebnis kann auf das Angebot der BGF-Maßnahmen außerhalb der Arbeitszeit zurückgeführt werden [
26]. Das COMPASS-Programm, von Olsen et al. [
50] speziell entwickelt für ambulante Pflegekräfte in Amerika („Community of Practice and Safety Support“), soll das Gemeinschaftsgefühl unter einander erhöhen, indem wöchentliche Gruppenziele in Bezug auf Ernährung (gesunde Rezepte) festgelegt werden, verbessern. Es besteht überdies aus Unterrichtseinheiten, wie die Aufklärung über Gesundheitsförderung, Arbeitsschutz und gesunde Ernährung sowie Fitnessangeboten. Im Prä‑/Post-Vergleich zeigten sich nach 6 Monaten signifikante Verbesserungen des Gesundheitszustands sowie die Reduzierung des Stresserlebens der Teilnehmenden [
50]. BGF-Angebote, die über die Optimierung des Ernährungs‑, Bewegungs- und Rauchverhalten hinaus auch die Arbeitsorganisation und psychosozialen Stress (z. B. durch Wellnessangebote) anvisierten, zeigten bei Pflegekräften aus verschiedenen Altersheimen große Resonanz, wobei Angebote während der Arbeitszeit bevorzugt wurden [
72].
Dem „Stress-Prevention@Work-Programm“ liegen zwei Bausteine zugrunde: Zum einen wird eine digitale Plattform bereitgestellt. Diese bietet eine Übersicht über mögliche Stressmanagementmaßnahmen auf organisatorischer und personenbezogener Ebene, die nach Bedarf ausgewählt werden können. So auch Screeningtools zur Messung des arbeitsplatzbezogenen Stresserlebens. Die digitale Plattform beinhaltet mehrere Schritte: (1) Verstärkung des Bewusstseins für Arbeitsstress soll bestärkt werden, (2) Problemeinschätzung anhand von Checklisten mit Bezug auf mögliche Arbeitsstressfaktoren, (3) Wahl der Interventionen mit beratender Funktion durch die Programmverantwortlichen, (4) Umsetzung der gewählten Maßnahmen und (5) Evaluation durch Fragebogenerhebungen. Zum anderen hilft ein gemeinschaftliches Lernnetzwerk für den nötigen Austausch zwischen den teilnehmenden Organisationen [
34]. Das Programm wurde an Mitarbeitenden im Gesundheitswesen (mehrheitlich Krankenpfleger*innen) anhand einer RCT-Studie getestet. Der Einsatz des Programms zeigte eine Verringerung von Präsentismus- sowie Absentismusverhalten und höhere Produktivität in der Interventionsgruppe. Langfristig zeigten sich hier Kosteneinsparungen zugunsten der Arbeitgeber*innen [
68].