Erschienen in:
14.09.2018 | Fokus
Kosten der Onkologie in Deutschland
verfasst von:
Prof. Dr. med. M. Schlander, K. Hernandez-Villafuerte, C. Thielscher
Erschienen in:
Forum
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Ausgabe 5/2018
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Zusammenfassung
Krebserkrankungen sind die zweithäufigste Todesursache in Deutschland und stehen im Ruf, hohe Kosten zu verursachen. Die gesundheitsökonomische Analyse der Krankheitskosten zeigt, dass die von bösartigen Erkrankungen verursachte Krankheitslast in der Tat für nahezu ein Fünftel der gesamten Krankheitslast, also der krankheitsbedingt verlorenen Lebenszeit und -qualität, der deutschen Bevölkerung verantwortlich ist, mit der Implikation, dass die intangiblen Kosten außerordentlich hoch sind. Die (zuletzt für das Jahr 2015 erstellte) Krankheitskostenrechnung des Statistischen Bundesamts belegt, dass demgegenüber nur 19,9 Mrd. € oder rund 6 % der deutschen Gesundheitsausgaben von 343 Mrd. € (2015) auf bösartige Erkrankungen entfielen. Diese Relation von intangiblen zu direkten medizinischen Kosten entspricht der Situation in anderen europäischen Ländern. Der Anteil der Kosten der Krebsmedizin an den gesamten Gesundheitsausgaben war seit 2004 weitgehend stabil; es gibt insoweit keinen Hinweis auf überproportionale Kostensteigerungen. Schätzungen der indirekten Kosten, also der Produktivitätsausfälle aufgrund von vorzeitigem Tod und krankheitsbedingter Arbeitsunfähigkeit, belaufen sich auf 18,5 Mrd. € (2015) und deuten darauf hin, dass diese Kostenkategorie eine den Gesundheitskosten vergleichbare Dimension haben dürfte. Besonderes Augenmerk der Gesundheitsökonomie sollte nicht nur Kosten-Nutzen-Evaluationen im Zusammenhang mit den – einer aktuellen Studie zufolge eher moderaten – Mehrkosten hochspezialisierter Zentren der Krebsmedizin und dem markanten Anstieg der Arzneimittelausgaben gelten, sondern auch den im akademischen Bereich bislang vernachlässigten Kosten aus der Perspektive betroffener Patienten und ihrer Familien.