Erschienen in:
27.07.2020 | Knochendefekte | Operative Techniken
Distaler Femurersatz bei ausgedehnten femoralen Defekten in der Revisionsendoprothetik
verfasst von:
Dr. H. Kohlhof, MHBA, M. Jaenisch, S. Koop, M. Friedrich, C. D. Wirtz
Erschienen in:
Operative Orthopädie und Traumatologie
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Ausgabe 4/2020
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Zusammenfassung
Operationsziel
Verwendung von distalen Femurersatzimplantaten bei fortgeschrittenen Knochendefekten nach mehrfachen Revisionseingriffen am Kniegelenk. Hierdurch soll trotz zahlreicher, den Knochen schädigender Voroperationen durch Verwendung eines modularen distalen endoprothetischen Femurersatzes eine die Kniegelenkfunktion erhaltende Rekonstruktion ermöglicht werden.
Indikationen
Fortgeschrittene femorale Knochendefekte AORI-IIb- und -III-Defekte bei der Revisionsendoprothetik des Kniegelenks.
Kontraindikationen
Akuter oder chronischer periprothetischer Gelenkinfekt, genereller Infekt, nicht rekonstruierbarer Streckapparat, unzureichende Muskeldeckung.
Operationstechnik
Standardzugang unter Einbezug bestehende Hautnarbe, Arthrotomie, Entfernung Zementspacer, wenn notwendig, und Entnahme multipler Gewebeproben; Präparation Tibia zur Festlegung der Gelenklinie; anschließend Präparation Femur. Festlegung der Resektionshöhe des verbliebenen Femurs nach präoperativer Planung und Präparation mit Femurraspeln. In Abhängigkeit der zu verwendenden Schaftlänge kann ein Standard MUTARS-Schaft (90, 120 und 160 mm) oder ein Revisionsschaft (RS) (150, 200 und 250 mm) benutzt werden. Die jeweilige benötigte femorale Rekonstruktionslänge kann mittels zusätzlicher Verlängerungshülsen in verschiedenen Längen modular aufgebaut werden. Probekopplung und Reposition. Kontrolle der Implantatlage als auch des Patellatrackings und der Rotation der femoralen als auch tibialen Komponente.
Weiterbehandlung
Vollbelastung bei zementierter Versorgung, Teilbelastung von maximal 10 kg für 6 Wochen bei zementfreier Versorgung; regelmäßige Wundkontrolle; Limitation des Flexionsgrades nur bei geschwächtem Streckapparat. Im Fall einer Reimplantation bei saniertem Gelenkinfekt nach zweizeitigem Vorgehen postoperative adaptierte antibiotische Therapie.
Ergebnisse
Zwischen Februar 2015 und August 2018 wurden 34 distale Femora implantiert. Bei 19 Patienten erfolgte die Implantation nach Lockerung einer einliegender Knieprothesen. Alle Patienten wiesen intraoperativ einen AORI-III-Defekt des Femurs auf. Von den 19 Patienten, bei denen eine Implantation eines distalen Femurs durchgeführt wurde, erfolgte bei 7 Patienten eine erneute Revision aufgrund eines neuen Infektes; 4 dieser 7 Patienten wurden im Verlauf mehrfach revidiert und erhielten eine spätere Konvertierung in eine Arthrodese. Bei 1 Patienten ist aufgrund einer sekundären aseptischen Lockerung des zementierten Schaftes eine Revision mit Schaftwechsel erfolgt. Der mittlere Nachuntersuchungszeitraum betrug 11,2 Monate. Eine signifikante Verbesserung der ROM von 65 ± 16° auf 83 ± 14° (p < 0,01) wurde festgestellt. Der KSS (Knee Society Score) verbesserte sich signifikant von 69 ± 9 Punkten präoperativ auf 115 ± 15 Punkte postoperativ. Das nachuntersuchte Kollektiv zeigt im Beobachtungsintervall von ca. 11 Monaten eine Implantatüberlebensrate von 73,7 %.