Erschienen in:
01.01.2004 | Originalien
Einfluss von aktiver und passiver Befeuchtung auf die beatmungsassoziierte nosokomiale Pneumonie
verfasst von:
R. Kranabetter, M. Leier, D. Kammermeier, H.-M. Just, D. Heuser
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 1/2004
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Zusammenfassung
Fragestellung
Die Atemwegsklimatisierung beatmeter Intensivpatienten kann aktiv durch Aktivbefeuchter oder passiv durch HMEF („heat and moisture exchanging filter“) erreicht werden. Dabei gibt es derzeit keinen Konsens, ob die Inzidenz einer beatmungsassoziierten nosokomialen Pneumonie („ventilation-associated pneumonia“, VAP) von dem Befeuchtungsverfahren maßgeblich beeinflusst wird. In der vorliegenden Studie wurden in einer offenen, nichtrandomisierten Kohortenstudie an 3.585 Patienten beide Verfahren für jeweils 21 Monate getestet. Hierbei sollte die Frage geklärt werden, ob sich durch Änderung des Befeuchtungsregimes Auswirkungen auf die Inzidenz der VAP ergeben.
Methodik
Alle beatmeten Patienten einer operativen Intensivstation mit 16 Betten wurden erfasst. Im ersten Zeitraum der aktiven Befeuchtung (Zeit AB) wurden auf der Intensivpflegestation 1.887 Patienten behandelt. Im zweiten Zeitraum erfolgte die Befeuchtung passiv (Zeit PB) bei 1.698 Patienten. Die Infektionsüberwachung und Diagnose der VAP wurden im Rahmen der KISS-Surveillance nach den Kriterien der Centers for Disease Control (CDC) durchgeführt.
Ergebnisse
Im Zeitraum von 42 Monaten wurden insgesamt 99 VAP diagnostiziert. Die Inzidenz der VAP lag bei 13,5(AB) und 9,6(PB) pro 1.000 Beatmungstage, entsprechend 32,3 VAP/1.000 Patienten bzw. 22,4 VAP/1.000 Patienten. Die Pneumonierate (Pneumonien bezogen auf Gesamtpatienten des jeweiligen Zeitraumes; p=0,068) und die Pneumonierate pro 1.000 Beatmungstage (p=0,089) verfehlten nur knapp die Signifikanzgrenze. Statistisch signifikante Unterschiede zeigten sich in der Gruppe der länger beatmeten Patienten (Beatmung >2 Tage; p=0,012) bei den verschiedenen Befeuchtungsverfahren.
Schlussfolgerung
Die vorliegenden Ergebnisse machen deutlich, dass durch Wechsel des Befeuchtungsregimes von der aktiven zur passiven Befeuchtungsform die Rate der VAP signifikant reduziert werden konnte. Als mögliche Gründe werden die physiologische Befeuchtung und die reduzierte Anzahl von Manipulationen am Beatmungssystem diskutiert.