Erschienen in:
16.11.2018 | Pflege | Originalien
Wie viele potenzielle Organspender gibt es wirklich?
Retrospektive Analyse zu nichterfolgter Diagnostik des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls bei verstorbenen Patienten mit relevanter Hirnschädigung
verfasst von:
Dr. M. Brauer, A. Günther, K. Pleul, M. Götze, C. Wachsmuth, T. Meinig, M. Bauer, O. W. Witte, A. Rahmel
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 1/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Systematische Untersuchungen zu Ursachen nichterfolgter Diagnostik des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls (IHA-D) fehlen in Deutschland.
Ziel
Eine flächendeckende Analyse der Ursachen, warum bei Verstorbenen mit einer schweren Hirnschädigung keine IHA-D eingeleitet wurde, könnte dazu dienen, die Erkennung potenzieller Organspender zu verbessern.
Material und Methoden
Mithilfe eines Programms der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) „Transplantcheck“ wurde in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen (Region Ost der DSO) in teilnehmenden Krankenhäusern für das Jahr 2016 analysiert, warum bei Verstorbenen mit einer primären oder sekundären Hirnschädigung keine IHA-D eingeleitet wurde.
Ergebnisse
In 128 der 144 Entnahmekrankenhäuser der Region Ost wurden 7889 Verstorbene mit einer primären oder sekundären Hirnschädigung detektiert. Bei 7389 Patienten kam aus verschiedenen Gründen eine IHA-D nicht in Betracht. In 232 Fällen wurde eine IHA-D aufgrund der Patientenverfügung nicht erwogen. In 195 Fällen wurde die Therapie aufgrund einer infausten Prognose limitiert, ohne die Option einer Organspende zu besprechen; in 73 Fällen wäre die Einleitung der IHA-D indiziert gewesen wäre, erfolgte aber nicht.
Diskussion
Die Zahl potenzieller Organspender lässt sich in der Region Ost der DSO durch Identifikation aller Patienten, bei denen eine IHA-D indiziert war, relevant erhöhen. Durch die regelhafte Evaluation des Patientenwillens bezüglich einer Organspende vor der Entscheidung zum Therapieabbruch bei neurologisch infauster Prognose ließen sich weitere potenzielle Spender identifizieren. Die Einbindung von Neurointensivmedizinern in die Betreuung aller Patienten mit akuter, schwerer Hirnschädigung wäre eine Möglichkeit, prognostische Einschätzungen zu verbessern.