Erschienen in:
23.10.2017 | Leitthema
Die kartografische Darstellung regionaler Unterschiede in der Morbidität
Möglichkeiten der Datenanalyse am Beispiel des kleinräumigen Krebsatlasses Schleswig-Holstein
verfasst von:
Dr. rer. nat. Ron Pritzkuleit, Nora Eisemann, Alexander Katalinic
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 12/2017
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Zusammenfassung
Die Krebsregistrierung in Deutschland erhebt flächendeckend kleinräumige Daten, zu deren Veranschaulichung thematische Landkarten erstellt werden können („disease mapping“). Wegen auftretender zufälliger Extremwerte von Raten ist eine Kartendarstellung ohne vorherige räumlich statistische Datenanalyse aus methodischer und aus risikokommunikativer Sicht problematisch – die Extremwerte führen den Kartenleser leicht in die Irre und tatsächliche räumliche Muster werden verschleiert.
Dem Problem der Dateninstabilität lässt sich generell entweder durch Aggregation oder durch Glättung begegnen. Der Krebsatlas Schleswig-Holstein beruht auf Daten von 1142 Gemeindegebieten (mediane Einwohnerzahl: 721) für die Diagnosejahre 2001–2010. Karten für die Inzidenz (als standardisiertes Inzidenzverhältnis), die Mortalität (als standardisiertes Mortalitätsverhältnis) und das relative Überleben (als relatives Überschussrisiko) wurden mit einem Bayes’schen Verfahren (BYM-Modell) geglättet. Die Karten zeigen, dass durch Glättung räumliche Unterschiede sichtbar gemacht werden können.
Datenaggregation ist der methodisch einfachere Weg, bedeutet aber Informationsverlust. Der Atlas zeigt, dass eine kleinräumige Darstellung unter Erhalt der gesamten räumlichen Informationen machbar ist. Das Verfahren der Glättung ist aufwendig, aber zur Hypothesengenerierung lohnenswert. Die gefundenen räumlichen Muster sind wegen der vielfältigen Einflussfaktoren (Datenerfassung, Lebensstilfaktoren, Früherkennung, Risikofaktoren etc.) komplex, schwer zu interpretieren und bedürfen der Zusammenarbeit von Fachleuten verschiedener Profession. Nicht zu unterschätzen ist der Aufwand für die methodischen Erklärungen in einer öffentlichkeitsnahen Sprache.