Erschienen in:
27.02.2018 | Originalien und Übersichten
Gesundheitsausgabenentwicklung und der Einfluss des demografischen Wandels
Eine Analyse von Daten der Gesetzlichen Krankenversicherung
verfasst von:
Dr. Jona T. Stahmeyer, Prof. Dr. Siegfried Geyer, Jelena Epping, Juliane Tetzlaff, Dr. Sveja Eberhard
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 4/2018
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Zusammenfassung
Die Entwicklung der Gesundheitsausgaben und der Einfluss des demografischen Wandels sind ein kontrovers diskutiertes Dauerthema. Die jährlichen Gesundheitsausgaben haben sich zwischen 1992 und 2015 absolut gesehen mehr als verdoppelt. Diese Steigerung wird häufig mit der demografischen Entwicklung begründet. Der größte Teil der Ausgaben wird durch die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) getragen. Das Ziel der vorliegenden Analyse war die Ermittlung des Beitrags der demografischen Entwicklung an den Ausgabensteigerungen der mittleren GKV-pro-Kopf-Ausgaben insgesamt sowie in den einzelnen Leistungsbereichen.
Für die Jahre 2004 bis 2015 wurden die mittleren jährlichen Pro-Kopf-Ausgaben anhand der Kostendaten des Bundesversicherungsamtes berechnet. Grundlage der Altersverteilung der GKV-Bevölkerung waren offizielle Statistiken. Zur Ermittlung des Anteils der demografischen Entwicklung wurde die GKV-Altersstruktur konstant gehalten und die so ermittelten fiktiven Gesundheitsausgaben wurden mit den tatsächlichen Ausgaben verglichen. Zusätzlich wurde der Anteil der Inflation und sonstiger Faktoren berücksichtigt.
Die Ergebnisse zeigen einen Anstieg der durchschnittlichen Pro-Kopf-Ausgaben von 1722 € in 2004 auf 2656 € in 2015 (+54,2 %). Bei einer gleichbleibenden Altersstruktur wären die Pro-Kopf-Ausgaben nur um 44,9 % gestiegen. Der relative Anteil der demografischen Entwicklung an den Ausgabensteigerungen beträgt somit lediglich 17,3 %; 32,3 % lassen sich auf die allgemeine Inflation und 50,5 % auf andere Faktoren zurückführen. In den einzelnen Ausgabenbereichen wurden erhebliche Unterschiede in den Kostensteigerungen und im Einfluss der Demografie beobachtet.
Die Analyse verdeutlicht, dass die demografische Entwicklung nicht der häufig propagierte Kostentreiber im Gesundheitswesen ist und dass andere Faktoren einen wesentlich größeren Einfluss ausüben.