Erschienen in:
17.01.2018 | Tuberkulose | Leitthema
Globalisierung: abdominalchirurgische Herausforderungen bei Patienten mit Migrationshintergrund
verfasst von:
PD Dr. T. J. Wilhelm, Prof. Dr. S. Post
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 3/2018
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Zusammenfassung
Die steigende Zahl an Flüchtlingen und Patienten mit Migrationshintergrund beeinflusst unser Spektrum abdomineller Erkrankungen. Dazu trägt auch der zunehmende internationale Reiseverkehr bei. Ziel dieser Arbeit ist es, Allgemein- und Viszeralchirurgen mit den Grundlagen wichtiger abdomineller Erkrankungen vertraut zu machen, deren Inzidenz hier mit zunehmender Migration ansteigen wird. Niedriger Hygienestatus im Herkunftsland oder in Flüchtlingscamps ist Grundlage für zahlreiche Infektionen wie Wurmerkrankungen, Typhus abdominalis und Amöbiasis, deren Verlauf unbehandelt zu akuten chirurgischen Notfällen führen kann. Diese Erkrankungen waren auch in Deutschland weit verbreitet, sind aber durch den hohen sozioökonomischen Standard in Vergessenheit geraten. Echinokokkose und Morbus Chagas sind chronische parasitäre Erkrankungen, bei denen die Chirurgie ein wichtiger Bestandteil der Therapie darstellt, während Schistosomiasis bei intestinalem Befall maligne Tumoren vortäuschen kann. Abdominelle Tuberkulose, oft Folge einer Immunsuppression bei HIV/AIDS, verursacht durch eine Vielzahl abdomineller Pathologien oft diagnostische Unsicherheit. Der Sigmavolvulus, der unter Westeuropäern äußerst selten auftritt, ist in Endemiegebieten eines der häufigsten abdominalchirurgischen Krankheitsbilder im Erwachsenenalter. Die Zahl der Patienten mit diesen Erkrankungen, die tatsächlich operiert werden müssen, mag relativ gering sein. Dennoch sollten die hier aufgeführten Erkrankungen bekannt sein, da sie wichtige Differenzialdiagnosen akuter und chronischer abdomineller Erkrankungen bei Patienten mit Migrationshintergrund darstellen.