Erschienen in:
01.05.2014 | Leitthema
HNO-Operationen bei Patienten mit Gerinnungs- und Thrombozytenaggregationshemmung
verfasst von:
PD Dr. A. Knopf, L. Freudelsperger, T. Stark, E. Scherer
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 5/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Patienten, die Thrombozytenaggregationshemmer und Antikoagulanzien (TAH/A) einnehmen, stellen einen wesentlichen Teil des Hals-Nasen-Ohren(HNO)-Patientengutes dar. Trotz der Notwendigkeit, zwischen Blutungsrisiko und ischämischem bzw. thrombembolischem Risiko abzuwägen, liegen keine generellen Empfehlungen zum perioperativen Umgang für die HNO-Heilkunde vor.
Ziel der Arbeit
Es sollen Empfehlungen zum perioperativen Management von Patienten mit TAH/A, unter Berücksichtigung spezifischer Problemkonstellationen der Kopf-Hals-Chirurgie, erarbeitet werden.
Material und Methoden
Es wurden 400 zufällig ausgewählte Patienten hinsichtlich der Analgetikaeinnahme bei akuten Schmerzen befragt. Retrospektiv wurden 5211 operierte Patienten hinsichtlich der Einnahme von TAH/A analysiert. Das therapeutische Konzept, der perioperative Umgang mit TAH/A, die Dauer des intensivmedizinischen und gesamten Krankenhausaufenthalts (IS-/K-VD), die Gabe von Erythrozytenkonzentraten und internistische bzw. neurologische Komplikationen wurden erfasst und den Daten von Patienten mit perioperativ pausierter TAH/A gegenübergestellt.
Ergebnisse
Fast 75 % der Patienten nahmen TAH/A aufgrund einer koronaren Herzkrankheit (KHK), peripheren arteriellen Verschlusserkrankung (pAVK), Herzrhythmusstörungen oder zerebrovaskulären Erkrankung ein. Die durchgeführte Umfrage ergab, dass 31 % der Befragten azetylsalizylsäurehaltige Präparate bei akuten Schmerzen einnahmen, was sich in einem Anteil von 10 % der unter TAH/A operierten Patienten widerspiegelte. Für Operationen unter TAH/A zeigte sich ein erhöhtes Blutungsrisiko (p = 0,006), ohne dass eine erhöhte Zahl an internistischen bzw. neurologischen Komplikationen auftrat. Die IS-D und die K-VD waren erhöht (p = 0,006; p = 0,0004).
Diskussion
Grundsätzlich sind HNO-Operationen unter TAH/A durchführbar. Allerdings sollten aufgrund der erhöhten Anforderungen an das Atemwegsmanagment Indikationen zur intensiven Überwachung, Schutzintubation und Tracheotomie großzügig gestellt werden. In enger interdisziplinärer Zusammenarbeit muss das Risiko von Blutungsereignissen und Ischämien bzw. Thrombembolien beurteilt werden.