Erschienen in:
09.07.2020 | Cochlea Implantat | Originalien
Computerbasiertes Hörtraining in der Hörrehabilitation Erwachsener nach Cochleaimplantation
verfasst von:
Prof. Dr. C. Völter, C. Schirmer, C. Stöckmann, S. Dazert
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 11/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Digitalisierung ist mittlerweile im Alltag, auch der Älteren, angekommen. Die Hörrehabilitation nach Cochleaimplantation (CI) findet in Deutschland jedoch meist noch vor Ort in spezialisierten Zentren statt. In den vergangenen Jahren erschienen zahlreiche computerbasierte Hörtrainingsprogramme (CBAT) v. a. für Hörgeräte-, aber auch einzelne für CI-Träger. Die vorliegende Arbeit soll einen Überblick über derzeit verfügbare CBAT sowie ihre Wirksamkeit geben.
Material und Methoden
Englisch- und deutschsprachige CBAT für erwachsene CI-Träger wurden in einer auf Google basierten Suche und in Programmen im App Store und Play Store recherchiert und im Hinblick auf Therapieinhalte und die Programmgestaltung analysiert. Anschließend erfolgte eine systematische Literaturrecherche von 2000 bis 2019 zu Studien über CBAT für erwachsene CI-Träger in den Datenbanken PubMed, LIVIVO und Google Scholar.
Ergebnisse
Meist sind die vorliegenden CBAT als zusätzliches Therapieangebot zur bestehenden face-to-face Therapie konzipiert. Die Programminhalte unterscheiden sich vor allem hinsichtlich der Aufgabenkomplexität und -quantität, der grafischen Gestaltung, der zeitlichen Vorgabe und des Endgerätes. Im Gegensatz zu den deutschsprachigen weisen die englischen Programme zum Teil bereits gute Adaptivitäts- und Feedbackkonzepte auf. Wissenschaftliche Untersuchungen zur Effektivität liegen überwiegend zu den englischsprachigen und meist nur zu einzelnen Therapiemodulen vor. Allen Untersuchungen gemeinsam ist eine kurzzeitige Verbesserung auditiver Teilfunktionen nach dem Training. Die Studienqualität ist jedoch bislang als gering einzustufen, Follow-up-Untersuchungen finden sich nur in zwei Fällen.
Schlussfolgerungen
CBAT könnten eine Möglichkeit der Hörrehabilitation von CI-Patienten sein. Derzeit fehlt es im deutschsprachigen Raum jedoch noch an Trainingsplattformen, die als Alternative zur Therapie vor Ort konzipiert sind. Auch liegen keine größeren Wirksamkeitsstudien zu Kurz-, Langzeit- sowie Transfereffekten vor.