Erschienen in:
01.07.2010 | Schwerpunkt
Das Herz bei viralen Infektionen
verfasst von:
S. Pankuweit, Prof. Dr. B. Maisch, MD
Erschienen in:
Die Innere Medizin
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Ausgabe 7/2010
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Zusammenfassung
Zwischen 10% und 20% der Patienten mit histologischem Nachweis einer entzündlichen Herzmuskelerkrankung entwickeln nach einer akuten Myokarditis eine chronische Erkrankung, die zur Ausbildung einer dilatativen Kardiomyopathie mit zunehmender Herzschwäche führt. Virale Infektionen sind eine häufige Ursache entzündlicher Herzmuskelerkrankungen und damit auch in der ersten Phase für den myokardialen Schaden verantwortlich. Früher stand der Nachweis von Entero-, Adeno- und Zytomegalieviren im Vordergrund. Inzwischen werden bei Patienten mit dilatativer Kardiomyopathie mit oder ohne Inflammation „neue“ kardiotrope Erreger wie z. B. Parvovirus B19, Epstein-Barr-Virus und humanes Herpesvirus 6 nachgewiesen. Ihre Persistenz im Myokard korreliert mit einer Verschlechterung der Pumpleistung innerhalb von 6 Monaten. Noch während der Eliminierung des Virus beginnt die 2. Phase der Erkrankung, die durch autoimmune Phänomene und nicht selten durch eine kardiale Entzündungsreaktion charakterisiert ist, die gleichfalls mit der Verschlechterung der Prognose korreliert. Der Übergang in die 3. und letzte Phase mit Ausbildung einer dilatativen Kardiomyopathie vollzieht sich schleichend und kann über Jahre dauern. Ziel einer jeden diagnostischen und therapeutischen Intervention muss es sein, das Virus zu eradizieren und die Entzündungsreaktion zu eliminieren, um eine Progression der Erkrankung bis zur terminalen Herzinsuffizienz zu verhindern.