Erschienen in:
01.01.2006 | Weiterbildung · Zertifizierte Fortbildung
Neugeborene drogenabhängiger Mütter
verfasst von:
Dr. K. Rohrmeister, M. Weninger
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 1/2006
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Zusammenfassung
Die Prävalenz drogenexponierter Neugeborener beträgt 7–18%. Illegale Drogen werden diaplazentar übertragen, führen zu intrauteriner Abhängigkeit, neonatalem Entzug und Entzugskomplikationen der Schwangeren. Weitere Risikofaktoren sind Polytoxikomanie, niederer sozioökonomischer Status, Mangelernährung, unzureichende medizinische Betreuung der Graviden, virale Infektionen und „sexually transmitted diseases“. Kinder abhängiger Mütter tragen das Risiko für Frühgeburtlichkeit, intrauterine Wachstumsretardierung, Mikrozephalie, vertikale Infektionstransmission, Asphyxie und Atemnotsyndrom. Von entscheidender Bedeutung ist das neonatale Abstinenzsyndrom (Inzidenz: 50–95%, Manifestation: 48–72 h postnatal). Das Outcome der Kinder korreliert mit der Effizienz der ante- und postnatalen Therapie. Klinisch bestehen autonome Dysregulationszeichen, zentralnervöse, gastrointestinale und respiratorische Symptome. Bei unklarer Anamnese bestätigen toxikologische Substanzbestimmungen die Diagnose. Diskrete Symptome werden durch „supportive care“ gemildert, schwere medikamentös behandelt. Medikamente erster Wahl sind Opiate, bei mütterlicher Polytoxikomanie Phenobarbital. Stillen ist erlaubt, Kontraindikationen sind HIV-Infektion und additiver illegaler Drogenabusus. Eine Entlassung in häusliche Pflege erfolgt bei klinisch und neurologisch unauffälligem Status und fehlenden Entzugszeichen für 48 h.