Erschienen in:
01.02.2010 | Originalien
Kindesmisshandlung
Soziodemografie, Ausmaß und medizinische Versorgung – Retrospektive Analyse von 59 Patienten/-innen
verfasst von:
M. Landgraf, L. Zahner, P. Nickel, H. Till, A. Keller, C. Geyer, N. Schwanitz, R. Gausche, G. Schmutzer, E. Brähler, Prof. Dr. W. Kiess
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 2/2010
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Zusammenfassung
Methode und Ergebnisse
Von 01/2001–06/2007 wurden 59 Kinder und Jugendliche mit der gesicherten Diagnose Kindesmisshandlung im Kinderzentrum der Universität Leipzig stationär betreut (36-mal körperliche Misshandlung, 11 Vernachlässigungsfälle, 6-mal sexueller Missbrauch, 5 Kombinationsformen von Vernachlässigung und körperlicher Misshandlung, 1-mal Münchhausen-by-proxy-Syndrom). Deren Daten wurden retrospektiv mit einem Datenerfassungsbogen erhoben und mit Hilfe deskriptiver Statistik ausgewertet. Beide Geschlechter waren etwa gleich häufig betroffen, das Alter variierte stark. Bei 17% der misshandelten Kinder lag eine Entwicklungsstörung vor. In >91% (54 von 59) wurden keine regelmäßigen Früherkennungsuntersuchungen dokumentiert. Alkohol- oder andere Drogenprobleme bestätigten 17% der Elternteile. Alleinerziehend waren 53% der Mütter und 10% der Väter. Jeweils 7% der Väter und Mütter sowie 5% der Geschwister der misshandelten Kinder waren chronisch krank. Bei den 59 stationär behandelten Patienten wurden 108 konsiliarische Beurteilungen durchgeführt, nur in 20% wurde eine Fallkonferenz dokumentiert.
Schlussfolgerung
Drogenkonsum der Eltern, chronische Krankheiten in der Familie und Alleinerziehung stellen soziale Risikofaktoren für eine Kindesmisshandlung dar. Als kindlicher Risikofaktor zeigte sich v. a. eine Entwicklungsstörung. Erhebung und Dokumentation von Sozialanamnese, psychischen Auffälligkeiten der Kinder und Eltern sowie gemeinsamen Beurteilungen der involvierten Fachdisziplinen sind stark verbesserungsbedürftig.