Erschienen in:
01.06.2011 | Leitthema
Pertrochantäre Femurfrakturen
Anatomie, Biomechanik und Wahl der Implantate
verfasst von:
Prof. Dr. F. Bonnaire, T. Lein, P. Bula
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 6/2011
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Zusammenfassung
Das Ziel einer jeden operativen Versorgung einer pertrochantären Femurfraktur sollte das Erreichen einer stabilen Osteosynthese sein, die es ermöglicht den Patienten frühzeitig, möglichst unter Vollbelastung, zu mobilisieren. Dies ist umso wichtiger, da es sich bei den betroffenen Patienten in der Regel um ältere Menschen mit entsprechenden Komorbiditäten handelt, für die eine längere Immobilisation zur vitalen Bedrohung werden kann.
Die anatomischen Vorgaben des proximalen Femurs und der Aufbau des Hüftgelenks beinhalten einige Besonderheiten, die sowohl für die Frakturentstehung als auch für die Frakturversorgung eine wichtige Rolle spielen. Bei der Reposition und Frakturstabilisierung müssen insbesondere der Kollodiaphysen- und der Antetorsionswinkel beachtet werden, um das funktionelle Zusammenspiel von Hüft- und Kniegelenk nicht zu behindern. Einfache pertrochantäre Frakturen stützen sich nach der Reposition in aller Regel so gut ab, dass auch extramedulläre Kraftträger eine volle Belastungsstabilität garantieren können. Mit zunehmend distalem Frakturverlauf und intertrochantärer Trümmerzone entsteht eine Rotationsinstabilität und eine Drehpunktverlagerung des Bruchbereichs nach lateral und kaudal mit Zunahme der dislozierenden Kräfte. Diese Frakturen (A2 und A3 der AO-Klassifikation) profitieren von einer intramedullären und rotationssicheren Stabilisierung. Prinzipiell besteht als eine mögliche Versorgungsoption bei einer pertrochantären Fraktur des alten Patienten mit relevanter Koxarthrose auch die Möglichkeit der primären Implantation einer Hüfttotalendoprothese. Dieses Vorgehen kann jedoch nur bei den stabilen Frakturformen empfohlen werden. Je mehr die mediale Abstützung im Bereich des proximalen Femurs zerstört ist, umso schwieriger wird es, eine Hüftendoprothese mit gutem Offset ohne Varusfehlstellung und Rotationsfehler primär in der Fraktursituation zu implantieren.
Die aktuelle Studienlage legt v. a. Nachteile wegen erhöhter Komplikationen bei diesen Patienten an den Tag, sodass bei instabilen Fraktursituationen im Wesentlichen primär die Osteosynthese zur Frakturversorgung Anwendung finden sollte und die Implantation eines notwendigen Hüftgelenkersatzes erst nach eingetretener Frakturheilung durchgeführt wird.