Erschienen in:
01.09.2007 | Übersichten
Verhaltenssucht
Eine eigenständige diagnostische Einheit?
verfasst von:
S.M. Grüsser, S. Poppelreuter, A. Heinz, U. Albrecht, H. Saß
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 9/2007
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Zusammenfassung
Bislang gibt es wenig Kenntnis über Störungsbilder mit exzessiven belohnenden Verhaltensweisen, die die Kriterien einer Abhängigkeit erfüllen (z. B. Kauf-, Arbeits- oder Spielsucht). Die hohe Anzahl an Betroffenen, die Beratung und Hilfe suchen, weist jedoch deutlich auf die Notwendigkeit einer genauen Charakterisierung von Verhaltenssucht sowie eines entsprechenden Angebots im Hilfesystem hin. Durch exzessives belohnendes Verhalten werden schnell und effektiv Gefühle im Zusammenhang mit Frustrationen und Ängsten reguliert bzw. verdrängt. Vergleichbar mit dem Effekt beim Gebrauch von psychotropen Substanzen kann das Verhalten die Funktion erhalten, das Leben für den Betroffenen erträglich zu gestalten. Eine aktive angemessene Auseinandersetzung mit den Problemen wird dabei „verlernt“. Dieses suchtartige Verhalten wird dann im Laufe einer pathologischen Verhaltensentwicklung oftmals zur noch einzig vorhandenen Verarbeitungsstrategie, um psychische Belastungen/Stressoren zu bewältigen.