Erschienen in:
16.05.2019 | Historisches
Psychiatrische Fachbücher aus dem Nationalsozialismus und die zensorische Praxis in der SBZ und frühen DDR
verfasst von:
PD Dr. phil. Dipl. Biol. Igor J. Polianski
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 3/2020
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Zusammenfassung
Die Entnazifizierungs- und Demilitarisierungspolitik der Alliierten während der frühen Nachkriegszeit hat die medizinischen Fachkulturen in allen Besatzungszonen Deutschlands nachhaltig geprägt. Mithilfe diverser Kontrollprozeduren wurden die Begrifflichkeit und sprachliche Gestaltung, der Duktus und Normenhorizont der medizinischen Fachliteratur neu konstituiert. Der vorliegende Beitrag untersucht diesen Wandel am Beispiel der Psychiatrie und Neurologie in der Sowjetischen Besatzungszone. Er befasst sich mit dem neurologisch-psychiatrischen Fachbuch als einem zentralen Medium fachkultureller Kommunikation und rekonstruiert, wie das Wissen auf diesem Fachgebiet in komplexen Aushandlungsprozessen zwischen Autoren, Verlagen und Zensurbehörden aufbereitet wurde. Im Mittelpunkt stehen institutionalisierte Filter begrenzter Produktion von Fachdiskursen und damit Archivbestände entsprechender Zensurinstanzen, die bislang nicht ausgewerteten wurden. Die Auswertungsergebnisse werden hier mit dem Fokus auf psychiatrische und neurologische Lehrbücher präsentiert und anhand ausgewählter Fallbeispiele illustriert.