Erschienen in:
01.03.2015 | Geschichte der Gynäkologie und Geburtshilfe
Carl Djerassi (1923─2015)
Chemiker, „Mutter“ der Pille, Botschafter der Kultur
verfasst von:
Prof. Dr. H. Ludwig
Erschienen in:
Die Gynäkologie
|
Ausgabe 3/2015
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Auszug
Als Sohn eines Dermatologen bulgarischer Herkunft und einer Zahnärztin in Wien geboren verbrachte Carl Djerassi die frühe Kindheit in Sofia, besuchte dann die Schulen in Wien, lebte dort mit Mutter und Großmutter bis zur Emigration 1938 (
Abb. 1). In den USA studierte er nach Abschluss des College mit einem Stipendium Chemie, zunächst in Missouri und später an der University of Wisconsin, an der er 1945 promovierte. Nach der Graduierung fand er Anstellung bei Ciba in New Jersey, später bei Syntex in Mexico City. Dort gelang seiner Forschergruppe (gemeinsam mit Luis E. Miramontes und George Rosenkranz, 15.10.1951) die Synthese von Norethindron, dem ersten (oral verfügbaren) „Progestagen“, das später Grundsubstanz der in Zusammenarbeit mit Gregory G. Pincus, Min Chueh Chang und John Rock konzipierten „Pille“ wurde („Pincus-Pille“). Djerassi blieb dabei lange im Hintergrund. Gegen den Ausdruck „Anti-Baby-Pille“ hat er sich gewehrt. Motiv seiner Forschung war die Rolle des Progesterons in der menschlichen Reproduktion, nicht die Verhinderung von Nachwuchs. Dass mit der oralen Verfügbarkeit einer dem Progesteron nachempfundenen Substanz (
Abb. 2) 10 Jahre später eine völlige Neuorientierung der Empfängnisverhütung einsetzen sollte, war ein zunächst von ihm nicht vorhergesehener Effekt, eine Sensation der Anwendung, welche ihn in die Öffentlichkeit katapultierte. Von 1952 an lehrte Carl Djerassi an der Wayne State University in Detroit, ab 1959 in Stanford, und 1973 wurde er mit der National Medal of Science ausgezeichnet. …