Erschienen in:
01.08.2006 | Leitthema
Anatomie des hinteren Kreuzbandes sowie der posterolateralen und posteromedialen Strukturen
verfasst von:
PD Dr. W. Petersen, T. Zantop, B. Tillmann
Erschienen in:
Arthroskopie
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Ausgabe 3/2006
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Zusammenfassung
Das hintere Kreuzband (HKB) ist das kräftigste Band des menschlichen Kniegelenks und der primäre Stabilisator gegen die posteriore tibiale Translation. Es entspringt in den vorderen Anteilen der Fossa intercondylaris am medialen Femurkondylus und inseriert im hinteren Abschnitt der Eminentia intercondylaris ca. 10 mm unterhalb des Niveaus der Gelenkflächen. Das HKB bildet zusammen mit dem vorderen Kreuzband den zentralen Pfeiler des Kniegelenks. Als funktioneller Agonist zum HKB gilt der M. quadriceps; die ischiokruralen Muskeln wirken antagonistisch, indem sie die Tibia in Beugung in die hintere Schublade ziehen.
Funktionell lassen sich am HKB 2 unterschiedliche Faserbündel unterscheiden: Das kräftige anterolaterale Bündel (AL-Bündel), das in 90° Beugung gespannt ist, und das dünnere posteromediale Bündel (PM-Bündel), das in maximaler Streckung und maximaler Beugung unter Spannung kommt. Das AL-Bündel entspringt in den oberen Anteilen des femoralen Ursprungs. Bei „arthroskopischer“ Betrachtung der Fossa intercondylaris in 90° Flexion liegt der Ursprung des PM-Bündels im unteren Abschnitt des femoralen Ursprungs. Wird das Knie gestreckt, rotiert der Ursprung des PM-Bündels nach hinten. An der Tibia setzt das PM-Bündel in den hinteren Anteilen und das AL-Bündel in den vorderen Anteilen der Insertionszone an. Bei der Präparation des tibialen Tunnels bei einer HKB-Ersatzplastik gilt zu beachten, dass die tibiale Insertion in enger topographischer Beziehung zu den Gefäßen und Nerven der Fossa intercondylaris liegt.
Das HKB bildet eine funktionelle Einheit mit den posterolateralen und posteromedialen Strukturen. Zu den postermedialen Strukturen zählen das mediale Seitenband und die posteromediale Kapsel mit ihren muskulären Verstärkungen (Mm. semimembranosus und gastrocnemius). Die wichtigsten Strukturen der posterolateralen Gelenkecke sind das Lig. collaterale fibulare, der Kopf des lateralen M. gastrocnemius, die Ligg. popliteum obliquum, popliteum arcuatum, popliteofibulare und die Ansatzsehne des M. popliteus. Das Lig. popliteofibulare spielt eine wichtige Rolle bei der passiven Rotationssicherung. Begleitverletzungen der posterolateralen und posteromedialen Strukturen müssen bei der Therapie von HKB-Läsionen unbedingt beachtet werden. Ansonsten ist das Versagen vorprogrammiert.