Erschienen in:
01.07.2010 | Originalien
„Insightfulness Assessment“
Erfassung des reflexiven Empathievermögens von Eltern
verfasst von:
Julia Quitmann, Georg Romer, Brigitte Ramsauer
Erschienen in:
Die Psychotherapie
|
Ausgabe 4/2010
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Zusammenfassung
Dieser Beitrag stellt eine von Oppenheim und Koren-Karie (2002) entwickelte Methode zur Untersuchung der Fähigkeit von Eltern, sich in die Gedanken und Gefühlswelt ihres Kindes hineinzuversetzen und die Welt durch dessen Augen wahrzunehmen, vor. Diese elterliche Fähigkeit wird von Oppenheim u. Koren-Karie (2002) als „insightfulness“ bezeichnet und soll hier im deutschen als reflexives Empathievermögen übersetzt werden. Dies wird als die elterliche Fähigkeit, a) die Motive des kindlichen Verhaltens zu verstehen, b) ein emotional komplexes Bild des Kindes zu erfassen und c) für neue sowie z. T. unerwartete Informationen über das Kind offen zu sein, definiert. Als mentale Fähigkeit stellt das reflexive Empathievermögen den Hintergrund für eine positive Elternschaft und feinfühliges Elternverhalten sowie im Weiteren für eine sichere Eltern-Kind-Bindung dar. Die empirische Erfassung des reflexiven Empathievermögens von Eltern („insightfulness“, früher „empathic understanding“ genannt) geschieht mithilfe des Insightfulness Assessment (IA). Diese Erhebung sieht vor, dass die Eltern in spezifischen Interaktionen mit ihrem Kind videografiert und im Anschluss über ihr Kind sowie ihre eigenen Gedanken und Gefühle während dieser Sequenzen interviewt werden. Die Interviews werden anhand standardisierter Kriterien ausgewertet und einer positiv-reflexiv-empathischen („insightful“) oder einer von 3 nichtreflexiv-empathischen („non-insightful“) Kategorien zugeordnet. Im vorliegenden Beitrag werden die Entwicklung und Validierung des IA sowie Details des Klassifikationssystems erläutert.