Erschienen in:
27.11.2020 | Computertomografie | Leitthema
Die europäischen Leitlinien zur Versorgung von Gefäßprothesen- und Stentgraftinfektionen
Kommentierte Zusammenfassung
verfasst von:
Dr. H. Diener, N. Chakfe, S. Honig
Erschienen in:
Gefässchirurgie
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Ausgabe 8/2020
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Zusammenfassung
Protheseninfektionen treten mit einer Häufigkeit von 0,5–6 % in Abhängigkeit von der Art des Eingriffs, der Lokalisation und des Stadiums einer begleitenden arteriellen Verschlusskrankheit (AVK) auf. Für Eingriffe an den unteren Extremitäten und der Leiste besteht ein höheres Infektionsrisiko (bis 6 %) als für Operationen im aortalen Segment (bis 3,6 %). Die MAGIC-Kriterien der Management of Aortic Graft Infection Group, bestehend aus klinischen, radiologischen und laborchemischen Untersuchungen zur Sicherung der Diagnose, werden empfohlen. Bildgebend sollte neben einer Ultraschalluntersuchung eine Computertomographie-Angiographie (CTA) erfolgen. Additiv kann ein 18-F-FDG-PET/CT („18F-fluoro-D-deoxyglucose positron emission tomography/computed tomography“) zur Bestätigung der Diagnose sinnvoll sein. Mikrobiologisch ist der Nachweis durch drei direkt gewonnene Proben anzustreben.
Therapie der ersten Wahl sind die vollständige Explantation sowie In-situ-Rekonstruktion mit autologem Material. Ein Bridging durch Stentgrafts bei akuten Blutungen kann im Einzelfall gerechtfertigt sein. Das Vorhandensein von aortobronchialen, -pulmonalen oder -enteralen Fisteln verschlechtert die Gesamtprognose signifikant. Eine zusätzliche Sanierung der fisteltragenden Begleitorgane ist empfehlenswert. Eine konservative Vorgehensweise gilt als palliatives Konzept bei nicht operationsfähigen Patienten. In diesen Fällen sollen additive Maßnahmen wie eine gezielte Drainagenanlage, Irrigation und Stentgraftimplantation zur Überbrückung lebensbedrohlicher Komplikationen angewandt werden. Dauer und Art der Antibiotikatherapie sind individuell und interdisziplinär unter Einbeziehung von Infektiologen festzulegen. Eine lebenslange Überwachung der Patienten nach Rekonstruktion wird empfohlen.