Erschienen in:
01.07.2006 | Arbeitswelt
Theorie und Praxis der Epidemiologie
Teil II: Die empirische Umsetzung von Theoriebildung am Praxisbeispiel einer arbeitsepidemiologischen Kohortenstudie zu Dieselmotoremissionen und Lungenkrebs
verfasst von:
A. Neumeyer-Gromen, MPH, A. Bräunlich, O. Razum, H. Zeeb
Erschienen in:
Prävention und Gesundheitsförderung
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Ausgabe 3/2006
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Zusammenfassung
Ziel/Vorgehen
In diesem Artikel wird Wissenschaftstheorie und Ethik exemplarisch anhand einer laufenden Kohortenstudie zu Dieselmotoremissionen (DE) und Lungenkrebs im Kalibergbau diskutiert. Dazu wird die Systematik der Theorie aus Teil I herangezogen.
Ergebnisse
Die analytische Epidemiologie hat in der Krebsrisikoabschätzung eine zentrale Bedeutung und erfordert die eingehende Kausalbetrachtung hinsichtlich Krebsgenese (Mutationstheorie) und präventivem Bezug. So werden die Grenzen biologischer Modelle aufgezeigt und nach ökosozialer Theorie mit sozialen Aspekten verbunden. Hill-Kriterien und andere Methodiken dienen zur Prüfung der ätiologischen Aussagekraft. Die vorgestellte Kohortenstudie trägt zur Einstufung der Humankanzerogenität von DE als ubiquitärem Gefahrstoff bei. Diese Einstufung ist für die Nachhaltigkeit von Arbeits- und Umweltschutz maßgeblich und ist begleitet von Fragen zur Umweltgerechtigkeit.
Schlussfolgerung
Beobachtende Studien können keine Kausalität beweisen. Sie informieren über die Wahrscheinlichkeit kanzerogener Effekte unter Berücksichtigung der gesamten bisherigen Evidenz. Theorie ist zum Verständnis der Möglichkeiten und Grenzen epidemiologischer Forschung unerlässlich und erlaubt, adäquate Public-Health-Maßnahmen abzuleiten, wobei ethische Aspekte die Prioritätensetzung unterstützen.